Viennale neu und doch nicht ganz

Viennale 2018: erstmals unter der Intendanz von Eva Sangiorgi

Nach so vielen Viennale-Pressekonferenzen mit dem letzten Jahr verstorbenen Hans Hurch war es für die neue Leiterin Eva Sangiorgi sicherlich nicht leicht, erstmals in Wien ihr neues Programm vorzustellen. Durch ihr sympathisches Auftreten hatte sie bei der sommerlichen Pressekonferenz sofort alle Anwesenden auf ihrer Seite.

„Seit langer Zeit schon verfolge ich die Viennale mit den Augen einer neugierigen und unbedingt loyalen Anhängerin. Und von Beginn an war mein Blick der Blick einer Begeisterten, die sich sogleich zugehörig fühlte; die während und aufgrund der Viennale Gedanken, Meinungen, Gespräche und zahlreiche Tassen Kaffee geteilt hat; die Stunden, Tage und Nächte mit dabei war; die Filme und Begegnungen gefeiert hat; und die die dort entstandenen Beziehungen geschätzt und gepflegt hat. Ich fühle mich als Teil der Viennale-Familie und als Teil von deren Diskurs. Deshalb komme ich zur Viennale mit der Kraft der Leidenschaft – und ich nehme ihren Geist auf, diese Flamme“, so die Italienerin im Presseheft.

Als Hauptneuerung wird die Einteilung in Spiel- und Dokumentarfilm aufgehoben. Dies ist der Versuch, gegen eine Ungerechtigkeit, respektive das Unpräzise einer Kategorisierung anzugehen, die es nach wie vor verabsäumt, der Komplexität der filmischen Sprache, die von den unterschiedlichsten Registern geteilt wird, gerecht zu werden. Viele FilmemacherInnen werden darüber erleichtert sein und das Publikum darf sich auf fruchtbringende Überraschungen freuen.

Wie immer stehen Werke einiger der größten zeitgenössischen FilmemacherInnen wie des preisgekrönten philippinischen Regisseurs Lav Diaz,  des südkoreanischen Filmemachers Lee Chang-dong, des iranischen Meisters Jafar Panahi , des Polen Pawel Pawlikowski oder Jean-Luc Godard auf dem Programm. Dazu kommen „alte“ Bekannte wie Debra Granik, Cornelku Porumboiu oder Dominga Sotomayor und viele neue Talente. Das Programm bietet auch die Möglichkeit, neue AutorenInnenzu entdecken, die die Filmwelt mit aussagekräf- tigen und originellen Filmen erobert haben. Besonderes Augenmerkwird wir auf die Arbeiten von KünstlerInnen gelegt, die auf dem Terrain des Kinos vorbeischauen und dabei Inspirationen von den benachbarten Gebieten mitbringen. Aus Österreich sind Sudabeh Mortezais mit « Joy » sowie Markus Schleinzer mit « Angelo » vertreten.

Die Viennale freut sich bekannt geben zu können, dass die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum in diesem Jahr deutlich erweitert wird: das Filmmuseum reiht sich unter die Spielstätten der Viennale nicht nur als Heimat der Retrospektive ein, sondern als zusätzliches Festivalkino. Viennale Direktorin Eva Sangiorgi: „Wir freuen uns sehr, dass das Filmmuseum und die Viennale dieses Jahr ihre langjährige Kooperation weiter ausbauen.“
Michael Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums: „Das Filmmuseum wird nicht nur Spielort der Retrospektive The B–Film sein, sondern für die Dauer des Festivals auch Specials und Gegenartsproduktionen zeigen. Eine Gelegenheit für das Publikum, Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunft des Mediums Film im‚Unsichtbaren Kino‘ zu erleben.“

Das Viennale-Festivalzentrum zieht im Museumsquartier in die Halle 2 um und erweitert sein Angebot; tagsüber werden vermehrt Gespräche und Lectures den ZuschauerInnen Gelegenheit zum Austausch mit den FilmemacherInnen geben, des Abends darf sich das Publikum wie gewohnt auf Konzerte, Partys und DJ-Lines freuen.
Und für das Stammpublikum auch nicht unerheblich: auch die berühmte Viennale-Umhängetasche erfährt einen Relaunch.

Viennale, 25. Okt.-8. Nov., https://www.viennale.at

Foto: Viennale