
Kammeroper: offen für ganz Neues
27. September / 19:00 - 21:30

Kreiert eine ganz neue Form der Oper: Philip Venables (Foto: Harald Hoffmann)
Einen gewagten Einstieg in die Herbstsaison liefert die Oper „Denis & Katya“ vom britischen zeitgenössischen Autor Philip Venables in der Kammeroper. Er inszeniert die Liebesgeschichte Romeo & Julia als sogenannte „amplifizierte Oper“. Die Darsteller haben In Ear Monitoring, alles (Audio & Video) wird mit Clicktracks koordiniert, was ja für die Welt der Oper recht ungewöhnlich ist.
Ausgangslage
Eine Nachrichtenmeldung aus der rus-sischen Provinz wird im November 2016 zur Keimzelle einer Oper. „Zwei russische Teenager sterben nach einer Schießerei mit der Polizei im Live Web Drama“, titelte damals die BBC. Die beiden 15-jährigen Ju-gendlichen Denis Muravyov und Katya Viasola aus der westrussischen Stadt Pskow waren nach einem Streit mit Katyas Mutter in eine Jagdhütte eingebrochen, die ihrem Stiefvater gehörte. Von dort aus stellen sie Videos auf der Social-Media- Plattform Periscope online, in denen man sieht, wie sie sich küssen, trinken, sich die Haare färben und mit einem Luftgewehr auf einen Fernseher schießen. Doch als die Polizei anrückt, eskaliert die Situation. Denis schießt auf ein Polizeiauto, und nach mehreren Vermittlungsversuchen stürmt die Polizei die Hütte. Angeblich haben sich die beiden Jugendlichen selbst erschossen, doch die wahren Todesumstände sind bis heute unklar.
Am Beginn der Arbeit an Denis & Katya stand für Philip Venables und seinen Librettisten Ted Huffman der Zweifel: Darf man eine solche Geschichte aus der Gegenwart als Kunstwerk ausbeuten? Wird man dabei nicht selbst zu einem Voyeur, ähnlich den Viewern auf Periscope?
Aufführung
Begleitet werden die beiden Darsteller Hasti Molavian & Timothy Connorvon einem Instrumentenensemble aus nur vier Violoncelli. So wie in der Handlung der Oper Realität und mediale Übertragung ineinandergreifen, so sind auch in der Aufführung Musik, Video und Zuspielung eng aneinander gekoppelt. Dirigiert wird das Stück nicht, stattdessen hält ein elektronischer Klick im Ohr der Mitwirkenden alles zusammen. „Ganz bewusst hat die Oper keine*n Dirigent*in. Sie wird von den sechs Interpret*innen gemeinsam auf der Bühne aufgeführt, um eine Geschichte zu erzählen – in einem kollektiven Akt gemeinsam kreierten Musiktheaters“, erklärt Komponist Philip Venables.
Denis & Katya
Amplifizierte Oper in zwei Teilen, Österreichische Erstaufführung
Musik von Philip Venables
Libretto von Ted Huffman
Deutsche Fassung von Robert Lehmeier
In deutscher Sprache
Musikalische Einstudierung: Anna Sushon
Inszenierung und Kostüm: Marcos Darbyshire
Bühne und Kostüm: Martin Hickmann
Licht: Franz Tscheck
Video: Anselm Fischer
Sounddesign: Maarten Buyl
Dramaturgie: Kai Weßler
Mit
Hasti Molavian, Timothy Connor
Klangforum Wien PPCM Academy
CAMPUS-Kooperation mit Studierenden der Kunstuniversität Graz
Neuproduktion des MusikTheaters an der Wien in der Kammeroper
Premiere : 27. 09.
weitere Termine: 29. 09.
01. 03. 06. 08. 10. 12. 10.