Überzeugter Europäer gewann

Auch Autoren sind vor Eitelkeiten nicht gefeit: Robert Menasse im Selfie-Modus

Robert Menasse erhält den Deutschen Buchpreis 2017, der zum Auftakt der diesjährigen Buchmesse im Frankfurter Römer vergeben wurde. Zur Wahl standen die sechs Finalisten der Shortlist, aus der sein Roman „Die Hauptstadt“ (Suhrkamp/Hörverlag) als Gewinner hervorging.
Die Begründung der Jury:
„Das Humane ist immer erstrebenswert, niemals zuverlässig gegeben: Dass dies auch auf die Europäische Union zutrifft, das zeigt Robert Menasse mit seinem Roman ‚Die Hauptstadt‘ auf eindringliche Weise. Dramaturgisch gekonnt gräbt er leichthändig in den Tiefenschichten jener Welt, die wir die unsere nennen. Und macht unter anderem unmissverständlich klar: Die Ökonomie allein, sie wird uns keine friedliche Zukunft sichern können. Die, die dieses Friedensprojekt Europa unterhöhlen, sie sitzen unter uns – ‚die anderen‘, das sind nicht selten wir selbst. Mit ‚Die Hauptstadt‘ ist der Anspruch verwirklicht, den Robert Menasse an sich selbst gestellt hat: Zeitgenossenschaft ist darin literarisch so realisiert, dass sich Zeitgenossen im Werk wiedererkennen und Nachgeborene diese Zeit besser verstehen werden.“
Robert Menasse spannt einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen und lässt am Ende alle Fäden in Brüssel zusammenlaufen. Im Hörverlag ist im September Christian Berkels vollständige Lesung dieses großen Europa-Romans erschienen.
Seit dreizehn Jahren zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung mit dem Deutschen Buchpreis aktuelle deutschsprachige Literatur aus.

Foto: Arne Dedert