Album-Empfehlung der Woche: „Yeah Yeah Yeah“

Als man sich noch versammeln durfte!

Man muss ein gewisses Standing haben und seinen Fans vertrauen, wenn man zu diesem Zeitpunkt ein Album rausbringt, dass nicht mit Konzerten beworben werden kann. Und dann heißt es auch noch „Yeah Yeah Yeah“. Wer dabei in erster Linie an die Beatles denkt, liegt richtig, aber in Zukunft werden auch die 5/8erl in Ehr’n diesen Jubelschrei für sich beanspruchen können.
Eröffnet wird das Album der Amadeus-Preisträger Yeah Yeah Yeah mit einem beethovenschen Kunstlied, in dem die Schlagworte „OE24“, „Fellner“ und „Uhrenkind“(sic!) zusammen finden. Eingebettet in ausgeklügelte Klavier-Harmonien singen Max Gaier und Robert Slivovsky erstmals im Belcanto-Stil über den Boulevard und große Düsternis.
Es ist noch lange nicht Feierabend, wenn es um die Ausschöpfung der Potenz dieser Band geht. Als Akustik-Puristen und Erfinder des Wiener Soul haben 5/8erl in Ehr’n begonnen, auf „Yeah Yeah Yeah“ spielt sich die Band nicht nur mit neuen Instrumentierungen. Das Album ist mega abwechslungsreich, vom mitreißenden Reggae bis zum perfekt gegenderten funkigen „Jessica“ oder in diesen Zeiten „Gespräche führen“. Ihr sechstes Album haben 5/8erl in Ehr’n erstmals im eigenen Studio produziert, aufgenommen, editiert und gemischt. „Yeah Yeah Yeah“ hört man den Luxus an, dass die Band im Entstehungsprozess mehr als gewohnt experimentieren, herumspielen und sich ausprobieren konnte.
5/8erl in Ehr’n sind zu einer raren Spezies geworden, eine Band, die nicht zusammengestellt und produziert wurde, um schnell verwertbares musikalisches Fastfood zu erzeugen, sondern seit über 13 Jahren unökonomisch und im DIY-Modus, basisdemokratisch, ergebnisoffen und ohne vordefinierte Ästhetik arbeitet, mit fünf Bandmitgliedern, die nicht gleich gestrickt sind und sich zusammenraufen müssen. Dass es diese Band noch immer gibt, ist eine Absage an Ego-Trips und eine Liebeserklärung an den Pluralismus.
Am Ende steht immer die Liebe.

5/8erl in Ehr’n: „Yeah Yeah Yeah (Viennese Soulfood Records)
Max Gaier, Miki Liebermann, Hanibal Scheutz, Robert Slivovsky, Clemens Wenger Akkordeon, Akustische Gitarre, Banjo, Cowbell, E-Bass, E-Gitarre, E-Piano, Gesang, Guiro, Hawaiigitarre, Kontrabass, Nasenflöte, Pianino,
Rhodes, Schnipser, Shaker, Stimme, Synthesizer
Alle noch nicht abgesagten Tourdaten unter: http://www.5achterl.at/