Ifpi-Präsident Franz Pleterski über das aktuelle Marktwachstum der Musikbranche und die Herausforderungen im Zeitalter der KI. (Foto: Warner Music)
Kürzlich wurden die Ergebnisse des 1. Halbjahres 25 des österreichischen Musikmarktes veröffentlicht – wie beurteilen Sie diese?
FRANZ PLETERSKI: Auch nach der ersten Jahreshälfte setzt sich das Marktwachstum im einstelligen Bereich fort. Mit all den Herausforderungen unserer Zeit ist das ein überaus positives Signal. Musik ist ein wichtiger Begleiter und der Musikkonsum zeigt sich resilient und steigt weiter an. Wachstumstreiber sind vor allem Zuwächse im Bereich des Musikstreamings.
Marktwachstum in Österreich und dennoch gab und gibt es markante Umstrukturieren in der Branche – bei Majors wie Indies – wie kommentieren Sie diese Entwicklung?
Wir agieren in einer sehr dynamischen, sich ständig verändernden Branche und müssen uns laufend inhaltlich wie strukturell an neue Marktgegebenheiten und technologische Entwicklungen anpassen – mit dem Ziel, unsere Geschäftsmodelle weiterhin zukunftsfähig auszurichten und unseren KünstlerInnen als verlässlicher Partner bestmöglich zur Seite stehen zu können.
Was sind die größten Herausforderungen im Bereich KI für die Musikbranche?
Wenn Künstler:innen, Songwriter:innen und Produzent:innen die Möglichkeit der KI ausschöpfen wollen, sollte gewährleistet sein, dass sie davon profitieren und absolute Transparenz erhalten. Gleichzeitig liegt es in unserer Verantwortung, die Rechte und Interessen zu schützen und den richtigen rechtlichen und technischen Rahmen zu schaffen. Dafür arbeiten wir eng mit diversen Partner:Innen zusammen. Es ist Teil unserer Mission, die Zusammenarbeit zwischen Technologie und künstlerischem Ausdruck zu erleichtern, um innovative kreative Ergebnisse zu ermöglichen.
Sehen Sie neue Musikproduktionstrends wie zB. Rückbesinnung auf das Songwriting, etc?
Die Quintessenz kreativer künstlerischer Leistungen liegt in der menschlichen Schöpferkraft. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Selbst KI kann das grundsätzliche Talent einer Künstlerin oder eines Künstlers nicht ändern, kann jedoch das Spektrum der Möglichkeiten im Prozess der Musikproduktion erweitern. Technologie allein ist nicht die Antwort. Technologie allein macht keine großartige Kunst. Doch wenn Technologie und Künstler:innen zusammenarbeiten, können unglaubliche Dinge passieren.
Wie können KünstlerInnen in Österreich in der Ära des Streamings finanziell überleben und fair entlohnt werden?
Ein tragfähiges künstlerisches Geschäftsmodell steht immer auf mehreren Säulen, um Abhängigkeiten zu vermeiden und Stabilität zu schaffen. Streaming verhilft der gesamten Branche seit einigen Jahren wieder zu einem signifikanten Wachstum, von dem die Akteur:innen profitieren. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in der nächsten Evolutionsstufe. Live-Auftritte, Merchandise, Marken-Partnerschaften und so weiter, komplettieren im Idealfall das Einkommen der Musikschaffenden.
Wie können Vielfalt und lokale Musikszenen gefördert werden, wenn globale Streaming-Plattformen und Algorithmen den Mainstream definieren?
Am 11.11.2025 wurde vom Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport der Startschuss für eine Musikstrategie Österreich 2026 verkündet. Die IFPI, aber auch andere Verbände und Organisationen werden sich einbringen, um aktiv an der Stärkung des Musikstandortes Österreich mitzuwirken.