Der österreichische Musikmarkt mit 13% im Plus

• 215,2 Millionen Euro Gesamtumsatz mit Recorded Music in 2022 (+ 13%)
• Streaming-Umsätze wachsen weiter um 22,5% auf 143,8 Millionen Euro
• Neuer Rekord: 14,8 Milliarden in Österreich gestreamte Songs
• Vinyl festigt sich mit 10,6 Millionen Euro Umsatz (+ 4,3%) als stabiles Marktsegment
• Blaues Licht von Raf Camora & Bonez MC erfolgreichster Song aus Österreich

Nach zwei Corona-Jahren stand das Jahr 2022 mit einem deutlichen Plus von 13% im Zeichen einer schrittweisen Rückkehr des heimischen Musikmarktes zur Normalität. Insgesamt 215,2 Millionen Euro haben Musikfans in Österreich im Jahr 2022 für digitale und physische Musikformate ausgegeben. Streaming erwies sich einmal mehr als Wachstumsmotor (+ 22,5%) und sorgt bereits für 80% aller heimischen Musikumsätze. Vinyl-Schallplatten festigen sich mit einem neuerlichen Plus von 4,3% als stabiles Marktsegment.
Die CD und Downloads verlieren mit -17% bzw. -18% weiter an Bedeutung. Die Lizenzeinnahmen der Verwertungsgesellschaft LSG profitierten vom Ende der Corona- Maßnahmen und stiegen auf 31 Millionen Euro an (+ 13%). Weitere rund 3,5 Millionen Euro entfielen auf Merchandising-Umsätze sowie auf die Lizenzierung von Musik für Filme, Serien oder Werbung (Synch-Rechte).
Dietmar Lienbacher, Managing Director Sony Music Austria und Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Der österreichische Musikmarkt hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Aufschwung erlebt und wächst auch 2022 dynamisch – der größte Wachstumsmotor Streaming hat bereits einen Anteil von 80 % am gesamten Musikmarkt. Mit einer Vielfalt an etablierten Künstler:innen und der wachsenden Anzahl neuer Talente blicken wir optimistisch in die Zukunft und setzen weiterhin auf Wachstum sowie Förderung junger Talente.“
Cornelius Ballin, General Manager Universal Music Austria und Vize-Präsident des Verbands der ös- terreichischen Musikwirtschaft: „2022 wurde mehr Musik gestreamt als je zuvor, gleichzeitig hat Vinyl als physisches Sammelprodukt weiter an Bedeutung gewonnen. Dass unterm Strich ein deutliches Plus für den österreichischen Musikmarkt steht, ist sehr erfreulich. Als wichtige Aufgabe sehen wir weiterhin die Förderung österreichischer Künstler:innen im In- und Ausland.
Franz Pleterski, General Manager Warner Music Austria und Vorstandsmitglied des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Als langjähriges Mitglied des IFPI-Vorstands sehe ich auch trotz Krisen und widriger Rahmenbedingungen über die Jahre viele positive Entwicklungen, die mitunter durch Maßnahmen der IFPI im Markt unterstützt wurden. Weiterhin ist es unser großes Anliegen, Diversität zu fördern, Talente sichtbar(er) zu machen und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich österreichische Musik im „Streamingzeitalter“ entsprechend entwickeln und Umsatzzuwächse verzeich-nen kann.
Hannes Tschürtz, Geschäftsführer Ink Music und Vorstandsmitglied des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Während in den letzten 10 Jahre eine positive Wahrnehmung gegenüber österreichischer Musik spürbar wurde, sind die Herausforderungen für die Zukunft unverändert hoch. Der sich immer noch schnell verändernde Markt verlangt eine deutlich höhere Professionalisierung und viel Unterstützung.“

Streaming-Boom hält an
Der Streaming-Boom hält auch in 2022 bei steigenden User- und Umsatzzahlen an. Mit einem deutlichen Umsatzplus von 22,5% auf 143,8 Millionen Euro und einem Anteil von knapp 80% im Kernbereich der Recorded Music hat sich Streaming längst zum beliebtesten Musikformat in Österreich ent-wickelt. 14,8 Milliarden in Österreich gestreamte Songs markieren wieder einen Rekordwert (Vorjahr: 12,7 Milliarden). 88% aller Streaming-Umsätze werden über die Premium-Abos von Spotify, Apple Music, Amazon unlimited oder Deezer erzielt, 9% entfallen auf werbefinanzierte Audio- und Video-Streamingservices, darunter auch die weltweit größte Musikstreaming-Plattform YouTube. Gerade in diesem Segment liegt auch ein Wachstumspotenzial für die Zukunft.

Umsatz mit Vinyl-Schallplatten steigt auf 10,6 Millionen Euro
Die Nachfrage nach Schallplatten stieg auch in 2022 weiter an (+4,3%) und sorgte bereits für Umsätze von 10,6 Millionen Euro. Ähnlich hohe Werte konnten zuletzt in den 1990er-Jahren erzielt werden. Damit kommt das klassische physische Produkt im Digitalzeitalter auf einen beachtlichen Marktanteil von knapp 6% und hat sich vom anfänglichen „Kultprodukt“ für den analogen Hörgenuss zu einem stabilen und verlässlichen Marktsegment entwickelt.

CD rückläufig, aber mit 1,5 Millionen verkauften Stück weiterhin relevant
Die Musik-CD verliert zwar auch in 2022 an Boden, ist aber mit 1,5 Millionen verkauften Stück und Umsätzen von 20,4 Millionen Euro (-17%) nach wie vor das zweitgrößte Marktsegment in Österreich. Vor allem in den Genres Klassik und Schlager – aber auch Pop/Rock – erfreut sich die CD weiterhin großer Beliebtheit bei den Musikfans. Das aktuelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker mit Franz Welser-Möst am Pult erreichte Platz 1 der Genre-übergreifenden offiziellen Alben- Verkaufscharts in Österreich – sicher eine Besonderheit des heimischen Musikmarktes. Die Reduktion der Regalflächen im Handel und die Konzentration auf Best-Of Produkte setzt der Attraktivität der CD allerdings zu. Der E-Commerce Anteil am CD-Verkauf stieg zuletzt auf bereits 60% an.

Österreichisches Musikproduktionen: Rückgang bei Singles, Steigerung bei Alben
Die fortschreitende Verlagerung des Musikvertriebs auf digitale und global anbietende Streaming- Plattformen, die ihre Algorithmen auf einen Weltmarkt ausrichten, stellt Künstlerinnen und Künstler aus kleineren Märkten wie Österreich vor enorme Herausforderungen.
Diese Entwicklung spiegelt sich vor allem bei heimischen Songs wider: 2022 stammten 3,6% der gestreamten Songs aus heimischer Produktion. 2021 waren es noch 4,7%. Bei den Alben sieht die Situation besser aus. Der Anteil österreichischer Produktionen liegt hier bei knapp einem Viertel des Gesamtmarktes – dies bedeutet auch eine Steigerung gegenüber 2021, wo dieser Anteil 18% betrug. Lokales Repertoire ist im stationären Handel und bei physischen Produkten überproportional stark vertreten und 2022 kam es im Vergleich zum „Corona“-Jahr 2021 mit Handelsschließung zu einem Aufholprozess.

LSG-Einnahmen steigen um 13% auf 31 Millionen Euro
Die LSG ist die gemeinsame Verwertungsgesellschaft der Musikproduzenten und Interpreten und vertritt rund 5.000 Labels und 20.000 Künstlerinnen und Künstler. Sie nimmt als Treuhänderin urheberrechtliche Vergütungsansprüche etwa für die Sendung, die öffentliche Wiedergabe, die Privatkopie oder die Verwendung von Musikaufnahmen in Unterricht und Lehre wahr. Die LSG konnte vom Ende der Corona-Einschränkungen profitieren und ihre Einnahmen auf 31 Millionen Euro steigern. Damit erreichte die LSG in etwa wieder das Ertragsniveau vor Corona. Der größte Anteil der LSG- Einnahmen entfällt auf die Sendevergütung (45%), gefolgt von der öffentlichen Wiedergabe in Gastronomie, Hotellerie und Handel (29%) und der Privatkopievergütung (19%). Mit ihrer jährlichen Tantiemenauszahlung leistet die LSG einen wichtigen Beitrag zu den Einnahmen österreichischer Labels und Musikschaffender.
Vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen am globalen Digitalmarkt intensiviert die LSG in Fördertätigkeit für die österreichische Musikbranche, indem sie heimische Produktionen, Acts und Labels mit einer Fördersumme von rund einer Million Euro pro Jahr unterstützt. Mit ihren Förderungen zielt die LSG darauf ab, die Strukturen der heimischen Musik- branche nachhaltig zu stabilisieren, die Produktionstätigkeit zu intensivieren und – ganz aktuell – auch Anreize in Richtung Gender & Diversity zu schaffen.

„Künstliche Intelligenz“ als neue Herausforderung im Urheberrecht
Das Urheberrecht ist und bleibt die Existenzgrundlage aller Kreativbranchen. Als größte Herausforderung der Zukunft gilt die urheberrechtliche Einordnung aller unter dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ zusammengefassten Entwicklungen. Dabei geht es um rechtliche Fragen sowohl rund um den Input von geschützten Inhalten bzw. Daten in KI-Systemen zum Zweck des Anlernens der KI-Software als auch um die Beantwortung der Frage, wem der Output aus KI-Systemen gehört.
Bereits abgeschlossen und in Kraft getreten ist die große Urheberrechts-Novelle 2021. Mit ihr wurde die EU Copy- right-Richtlinie in Österreich umgesetzt. Die EU hat in 2022 den Digital Services Act (DSA) und den Digital Markets Act (DMA) beschlossen und damit neue Spielregeln vor allem für die großen Online- Plattformen geschaffen. DSA und DMA gelten als EU-Verordnungen in Österreich unmittelbar.