DOP Ballhaus gestorben

 

Er war ein Gentleman durch und durch: der große Michael Ballhaus

Einer der ganz Großen aus der internationalen Filmwelt ist in der Nacht vom 11. zum 12. April  81-jährig in Berlin gestorben. Der legendäre „Director of Photography“ Michael Ballhaus, der in den letzten Jahren aufgrund eines Augenleidens fast blind war, hinterlässt nicht nur künstlerisch sondern auch menschlich eine große Lücke. Was für ein Humanist der Kameramann war, kann man in seiner überaus lesenswerten, gemeinsam mit Claudius Seidl verfassten Biografie „Bilder in meinem Kopf. Die Geschichte meines Lebens“ (btb) nachlesen.
Ballhaus wurde am 5. August 1935 in Berlin als Sohn des Schauspielerehepaars Oskar Ballhaus und Lena Hutter geboren. Er lernte Fotografie und ging mit 18 Jahren zum Film.
Als Kameramann begann er beim Südwestfunk. Seit den 1960er Jahren arbeitete er vielfach mit Rainer Werner Fassbinder und anderen deutschen Filmregisseuren wie Rudolf Noelte, Peter Lilienthal und Volker Schlöndorff zusammen. Später war er auch in den USA erfolgreich und drehte zahlreiche Filme unter anderem mit Martin Scorsese, Robert Redford und Mike Nichols. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972), „Die Ehe der Maria Braun“ (1979), „Die fabelhaften Baker Boys“ (1989), „Good Fellas“ (1990), „Zeit der Unschuld“ (1993) und „Gangs of New York“ (2002).
Neben 30 Filmen in den USA drehte er auch Musikvideos für Madonna, Prince und Bruce Springsteen. 1984 traf er dann auf Martin Scorsese, für den er bei „After Hours“ die Kamera führte. Ballhaus wurde danach zum Stammkameramann für Scorsese. Als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete er die Zusammenarbeit mit Scorsese bei dessen 100-Millionen-Dollar-Produktion „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio.
Ballhaus stand vierzig Jahre hinter der Kamera und hat achtzig Kinofilme gedreht. Der Meister der schwebenden Kamera, der die 360°-Kamerafahrt perfektionierte ( „Ballhaus-Kreisel“) bekam zwar so ziemlich alle Auszeichnungen, jedoch nie den Oscar, für den er 3 Mal nominiert war („Broadcast News“, „The Fabulous Baker Boys“ und „Gangs of New York“).

Foto: © Mara Eggert