Filminstitut fördert Gender Budgeting

Der Aufsichtsrat des Österreichischen Filminstituts, Österreichs wichtigster Filmförderstelle, hat diese Woche ( 20.4.21.) mit deutlicher Mehrheit eine Richtlinienänderung beschlossen, die im Bereich der Frauenförderung nachhaltige Verbesserungen herbeiführen soll. Implementiert wurde das so genannte „Gender Budgeting“ als mehrstufige Zielvorgabe bis zum Jahr 2024 für alle Förderbereiche von der Entwicklungsphase bis zur Filmherstellung. Die neuen Regelungen treten mit 01.07.2021 in Kraft und sind im Wortlaut hier abrufbar.

„Ich freue mich über diese Entscheidung des Filminstituts“, so Staatssekretärin Andrea Mayer. „Es ist mir ein wichtiges kulturpolitisches Anliegen, den durch mehrere Berichte bestätigten geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Verteilung der Fördermittel entgegenzuwirken. Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass im Zuge der Diskussion der letzten Monate Personen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Filmbranche Überlegungen angestellt haben, wie diese strukturelle Problematik am besten gelöst werden kann. Das zeugt von einem hohen Maß an Problembewusstsein. Ich freue mich, dass mit dieser Richtlinienänderung jetzt deutliche Schritte in Richtung Geschlechtergerechtigkeit folgen werden.“
„Die vom Aufsichtsrat neu eingeführten Bestimmungen legen fest, dass die Basis der Förderentscheidungen nach wie vor die qualitative inhaltliche, künstlerische und wirtschaftliche Beurteilung der Projekte bildet“, ergänzt Filminstitut-Direktor Roland Teichmann. „Die Zielvorgaben sind aber wichtig, um die Einreichquote von Projekten mit weiblicher Beteiligung in den Positionen Produktion, Drehbuch und Regie von derzeit rund 30 Prozent schrittweise und mit möglichen Schwankungsbreiten anzuheben. Dies trägt zur Steigerung der qualitativen Vielfalt des österreichischen Filmschaffens, vor und hinter der Kamera, bei.“
Das neue Modell zur Fördervergabe, das gemäß Beschluss mit 1. Juli 2021 in Kraft treten wird, sieht ein mehrstufiges System vor. Gemäß Zielvorgabe soll bis zum Jahr 2024 eine Gleichstellung von Männern und Frauen (50:50) bei der Vergabe der Fördermittel erreicht sein. Eine starre Quotenregelung ist allerdings nicht vorgesehen, vielmehr wird mit einer Einschleifregelung und Schwankungstoleranz bei den Zielwerten ein sanfter Übergang zur neuen Förderpraxis gewährleistet. Ebenso ist eine laufende Evaluierung vorgesehen.

Zustimmung
„Gleichstellung und Diversität sind mir ein prioritäres Anliegen. Die Verankerung von ‚Gender-Budgeting‘ in den Förderrichtlinien des Österreichischen Filminstituts ab 1. Juli 2021 wird entscheidend zu Gleichstellung, Chancengleichheit und Vielfalt in der Filmbranche beitragen“, betont Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft.

Die Kultursprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, zeigt sich zufrieden, sieht aber auch weitere Schritte notwendig: „Wir haben im Regierungsprogramm verankert, dass bei der Fördervergabe auf Geschlechtergerechtigkeit zu achten ist. Die nun beschlossenen Richtlinien, die mit breiter Mehrheit angenommen wurden, sind hier ein wichtiger erster Umsetzungsschritt. Darüber hinaus muss aber auf allen Ebenen des Entstehungs- und Produktionsprozesses auf eine adäquate geschlechtergerechte Verteilung geachtet werden. Dazu braucht es jedenfalls begleitende Anreize.“

„Auch wenn es Berufsunterbrechungen gibt, etwa aus familiären Gründen, muss es konkrete Strategien für den Wiedereinstieg geben“, sagt SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek und fährt fort: „Quotenregelungen würde ich hier nicht von vornherein vom Tisch wischen, die können durchaus angedacht werden.“

„Mit diesem Schritt setzt das Filminstitut ein klares Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit in der österreichischen Filmlandschaft. In den Bereichen Stoffentwicklung, Projektentwicklung und Herstellung wird in Zukunft darauf geachtet werden, dass auf Basis der Stabstellen Drehbuch, Regie und Produktion eine Gleichstellung der Geschlechter erreicht wird. In den neuen Förderrichtlinien sind dazu nachhaltige Kriterien enthalten“, so Claudia Wohlgenannt, Vorsitzende der Berufsgruppe Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion im Fachverband der Film- und Musikwirtschaft.