Kahlschlag in der österreichischen Filmbranche?

l-r: Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Marie Kreutzer, Verena Altenberger, Dieter Pochlatko, Peter Schernhuber (Foto: Harald Wawrzyniak)

Im Rahmen der Diagonale fand ein Pressegespräch unter dem Titel „Good News! Fortsetzung folgt?“ zum drohenden Produktionsstopp österreichischer Filme aufgrund der fehlenden Mittel der wichtigen Finanzierungssäule Filmstandort Austria (FISA) statt.

Am Podium waren Alexander Dumreicher-Ivanceanu (Produzent, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich), Verena Altenberger (Schauspielerin, Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films), Dieter Pochlatko (Filmproduzent, Gründungsmitglied Film Austria) und Marie Kreutzer (Regisseurin und Drehbuchautorin, Vorstandsmitglied drehbuchFORUM Wien).
Moderation: Diagonale Festivalleiter Peter Schernhuber

Der österreichische Film ist international äußerst gefragt und erlebt einen Erfolgslauf. Angefangen mit dem Preis für Sebastian Meises Film „Große Freiheit“ in Cannes, dem Publikumspreis für Stefan Ruzowitzkys „Hinterland“ in Locarno bis zu den Preisen für Ruth Beckermanns „Mutzenbacher“ und „Sonne“von Kurdwin Ayub auf der diesjährigen Berlinale. Diese Erfolgswelle droht nun aber abrupt gebrochen zu werden. Filmstandort Austria (FISA) eine wesentliche Finanzierungssäule österreichischer Kinofilme war mit 31. März – somit schon im 1. Quartal des Jahres – ausgeschöpft. Wenn hier nicht unmittelbar gehandelt wird droht ein Produktionsstopp für zahlreiche, bereits zum Großteil finanzierter Filme und damit ein Kahlschlag in der österreichischen Filmbranche.

Verena Altenberger (Schauspielerin, Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films): „Der Österreichische Film ist eine Weltmarke und diese ist nun bedroht, da kein Geld mehr zur Verfügung steht. Ich rede hier nicht nur von all den Kreativen sondern insbesondere von einem relevanten Wirtschaftsfaktor mit 2,5 Milliarden Umsatz.“

Dieter Pochlatko (Filmproduzent, Gründungsmitglied Film Austria):„Österreich verfügt im Grunde über eine gute Förderlandschaft, die sich auch ergänzt. Nun stehen wir vor der Situation, dass einem essentiellen Fördergeber das Geld ausgeht. Die FISA, angesiedelt beim Wirtschaftsministerium, ist ein audiovisueller Botschafter für unser Land. Als automatischer Fördermechanismus finanziert FISA bis zu 25 Prozent des Gesamtvolumens des jeweiligen Filmbudgets. Nun stehen wir vor der Situation, dass neue Projekte stillstehen.“

Marie Kreutzer (Regisseurin und Drehbuchautorin, Vorstandsmitglied drehbuchFORUM Wien): „Der Prozess des Filmemachens geht über viele Jahre. Sollte diese Finanzierung wegfallen, dann steht eine ganze Berufsgruppe vor dem Nichts. Und ab dem nächsten Jahr wird sich die Situation im Festival- und Kinobetrieb niederschlagen. Die Marke des österreichischen Films wäre international nicht mehr vertreten. Es würde eine Schieflage entstehen, die über Jahre zu Arbeitslosigkeit in der Branche führt.“

Alexander Dumreicher-Ivanceanu (Produzent, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich) analysierte, „dass nur eine sofortige und unbürokratische Aufstockung der Mittel zur kurzfristigen Lösung des FISA Problems führt.“ Gemeinsam forderten die vier Branchenvertreter:innen die Politik zum Handeln auf um die Kontinuität des österreichischen Filmschaffens zu sichern.

Dazu Filmproduzent Dieter Pochlatko: „Unabhängige Studien belegen, dass jeder in die Filmwirtschaft investierte Euro, dreifach zurückkommt – das ist kein Geschenk sondern ein Wirtschaftsfaktor.“

Marie Kreutzer, deren Film über Kaiserin Elisabeth „Vorsage“ in der Fertigstellung ist, appellierte an die Politik: „Das Erzählen genuin österreichischer Geschichten und Erzählperspektiven muss ermöglicht werden.“

Verena Altenberger in ihrer Funktion als Präsidentin der Akademie des österreichischen Films und vielbeschäftigte Schauspielerin rief Wirtschaftsministerin MargareteSchramböck und Finanzminister Magnus Brunner auf: „Es geht nicht um kreatives Nice to have. Es handelt sich um 6000 Unternehmen und 15.000 Beschäftigte mit einer kreativen wie wirtschaftlichen Bedeutung. Jetzt ist schnelles und konsequentes Handeln notwendig. Ich ersuche Sie im Namen der österreichischen Filmbranche um eine rasche Lösung dieser prekären Situation.

Unabhängig von der kurzfristigen Sanierung des FISA Engpasses forderte Alexander Dumreicher-Ivanceanu die Umsetzung des Anreizmodels für die Filmproduktion: „Es braucht mittelfristig ein Mehr an Investitionen im Filmbereich, damit das hohe kreative Potenzial, das wir in Österreich haben, genutzt werden kann. Das Anreizmodell ist im Koalitionsabkommen bereits verankert. Die Umsetzung ist längst überfällig. Konzepte für eine Filminvestitionsprämie mit einem Bonus für grünes Produzieren liegen beschlussfertig auf dem Tisch. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Filminvestitionsprämie von Kunststaatssekretärin Andrea Mayer sowie Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck unterstützt wird. Nun geht es darum gemeinsam mit dem Finanzministerium die Umsetzung durchzuführen. Ziel ist, österreichische Kinofilme und Streamingprojekte und damit den Kreativstandort Österreich zu stärken.“