War es deutlich genug?

Verkörpern absolut authentisch ihre Rollen: Paula Kober, Emily Xoc, Jens Albinus

Oft sind es Gratwanderungen oder Missverständnisse und man denkt sich, es sei doch keine Sache, die man groß aufblasen müsste (und die heitere Stimmung verderben) , aber man weiß ja aus der Vergangenheit was passiert, wenn Frauen sich nicht wehren – eben Nichts!
Zum Glück hat die #MeToo-Bewegung diesbezüglich ein Nach- und Umdenken gefördert und Übergriffiges wird nicht mehr hingenommen. Aber nicht immer ist ein Urteil einfach und das ist der große Verdienst dieser deutschen Serie mit dem passenden Titel „37 Sekunden“.

Sie sind ineinander verliebt, haben schon länger eine geheime, leidenschaftliche Affäre. Und sie wissen, dass diese Liebe keine Zukunft hat. Carsten Andersen (Jens Albinus) ist ein alternder, noch immer erfolgreicher, vor allem verheirateter Musiker. Leonie (Paula Kober) ist eine junge Singer-Songwriterin, die versucht, in der Branche Fuß zu fassen. Und sie ist die beste Freundin von Andersens Tochter Clara, gespielt von Emily Cox (Jerks).
Für Emily Cox als Anwältin Clara Andersen aus Überzeugung gibt es selbst in Graubereichen zwischen Einvernehmlichkeit und Vergewaltigung immer eine erkennbare Linie. Als ihre beste Freundin ausgerechnet ihren berühmten Vater einer sexuellen Straftat beschuldigt, verrät sie ihre eigenen Grundsätze, um seine Künstlerkarriere, seinen Ruf und insbesondere ihre Familie zu retten. Einfühlsam wie emotional inszeniert Bettina Oberli in der sechsteiligen Miniserie die Suche nach der Wahrheit, bei der sich die Beteiligten ihrem Gewissen stellen müssen. Das Schauspiel aller ist so authentisch, jede Figur so komplex, dass es wirklich nicht einfach ist, Position zu ergreifen. Ist die Musikbranche tatsächlich noch so männlich dominiert, kann sich eine Anfangdreißigerin nicht von ihrem Vater lösen, stehen Freundschaften auf so tönernen Füßen? Äußerst klug hat das Drehbuch von Julia Penner und David Sandreuter viele Themen verarbeitet und einen klugen Beitrag zur Genderdebatte geliefert.
37 Sekunden (ARD Mediathek)