2 der Lieblingsschauspieler von Regisseur Raoul Ruiz: Catherine Deneuve & Michel Piccoli
Es ist eine liebgewordene Tradition, dass die Viennale an einem heißen Augusttag eine Vorschau auf das im Oktober stattfinden Festival in Wien gibt. Heuer findet es vom 19.-31. 10. statt und wird sich wieder den vielen Facetten der Filmkunst widmen.
Zuerst das Pragmatische: Die Viennale Zentrale kehrt in die Kunsthalle zurück, mit musikalischen Events, Talks und Meetings, mit Veranstaltungen für Fachleute wie Kinoliebhaber:innen gleichermaßen. Festival-Direktorin Eva Sangiorgi geht auch heuer ihren Vorlieben nach und widmet einen großen Teil des Festivals dem Filmland Chile unter dem Motto „Widerstand, Erinnerung, Neuerfindung“, da sich 2023 zum 50. Mal der Putsch, mit dem General Pinochets Diktatur in Chile begann, jährt.
Nicht ganz soweit zurück wird die in Kooperation mit dem Filmarchiv konzipierte Reihe „Keine Angst“ sein, die das österreichische Kino der 80er Jahre wieder auf die Leinwand zurückholt.
Ausgehend von der Neu-Restaurierung des seit seiner Uraufführung 1983 in Österreich nicht mehr gezeigten Kultfilms ANGST von Gerald Kargl, die im Rahmen dieses Schwerpunkts erstmals zu sehen sein wird, beleuchtet das Filmarchiv Austria in 15 Programmen (fünf davon auf der Viennale) die Ängste einer Gesellschaft, aufgerieben zwischen „No Future“ und leeren Durchhalteparolen: Darin sind uns die 80er Jahre heute vermutlich näher als uns lieb ist.KEINE ANGST lautet dabei im Umkehrschluss das Motto, Hansi Langs gleichnamiger Hymne auf ein Lebensgefühl entnommen, und Einladung ans Publikum, sich auf diese Zeitreise zurück zu den Wurzeln des Neuen Österreichischen Films zu begeben.
Eine weitere Retrospektive, diesmal mit dem Filmmuseum indes arbeitet man bei der „Retrospektive“ zusammen, welche dem aus Chile stammenden Regisseur Raúl Ruiz huldigt. Wer ihn nicht kennt, der 2011 verstorbene Regisseur hat sich selbst als – „der berühmteste unter den unbekannten Filmemachern“bezeichnet. Ruiz’ enorme Bedeutung für die Welt des Films sowie das endlich doch noch wachsende Interesse an seinen Arbeiten sind auf sein Vermächtnis als cineastisches Multitalent zurückzuführen. Publikum, Kreative und Filmwissenschaftler:innen kommen immer wieder auf seine Werke zurück, weil diese unablässig die Frage aufwerfen, was Kino überhaupt sein kann – besonders in einer Zeit, in der es zunehmend als eine von Fernsehen, Streamingdiensten und anderen neuen Medien bedrohte Kunstform angesehen wird.
Die Reihe „Monografie“ widmet sich den Filmen von Nicolas Klotz und Elisabeth Perceval, die unsere Welt über das Unrecht, das den Schwächsten und Ausgegrenzten in ihr widerfährt, beschreiben. Sie fordern Gerechtigkeit und versuchen, ihre eigene eurozentrische Sicht in einen großzügigen, universellen Humanismus umzukehren.
In den 5 teilnehmenden Kinos (Gartenbau, Stadtkino, Metro Kino, Filmcasino, Urania) kommen natürlich auch die regulären Festivalfilme zum Einsatz, die große Vorfreude wecken wie zB. „Anselm“ von Wum Wenders, „Joan Baez – I am a Noise“, „Roter Himmel“ von Christian Petzold uvm. Das genaue Programm wird Anfang Oktober bekanntgegeben.
Österreich ist heuer prominent vertreten, allen voran mit Timm Krögers österreichische Koproduktion „Die Theorie von allem„, die demnächst in Venedig ihre Weltpremiere begehen wird sowie „Adentro mío estoy Bailando“ von Leandro Koch und Paloma Schachmann, Martha Mechows „Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin“, Sudabeh Mortezais Drama „Europa“ oder Jessica Hausners Dystopie „Club Zero“.
Wie sich der Streik in Hollywood auf die Stars auswirken wird, zeigt sich zuerst einmal in Venedig, Wien liegt doch noch zeitlich bedingt, aber so viel ist klar: Viggo Mortenson wird nicht kommen, sicher aber im Programmheft textlich wiederfinden.
61. Viennale, 19.-31. Oktober 2023, www.viennale.at