Strahlende Gesichter bei der Verleihung (Foto: eSeL)
Vor den Türen des Globe Wien wurde von einer kleinen Gruppe lautstark demonstriert und zwar gegen das Abfeiern von Filmen unter Mitwirkung von Florian Teichtmeister. Sobald man drinnen unter sich war, herrschte fröhliche Stimmung, wenngleich das Thema Pädophilie auch in einigen Reden angesprochen wurde.
Die Preisträger:innen des 13. Österreichischen Filmpreises stehen fest! Die von Catalina Molina inszenierte Gala im Globe Wien in der Marx Halle, der rund 1200 Gäste beiwohnten, ehrte die heimische Filmkunst mit einer Mischung aus Humor, Musik und nachdenklichen Momenten. Das Motto „Durch Nacht zum Licht“ widmete sich den Themen Sehen und Sichtbarkeit. Die Gäste aus Film, Politik und Medien feierten im Anschluss an die Preisverleihung bis in die Morgenstunden.
Die Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films zeichneten folgende Produktionen mit Preisen aus: CORSAGE (4), EISMAYER (4), VERA (3), RUBIKON (2), ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN (1), MÄRZENGRUND (1), WILL MY PARENTS COME TO SEE ME (1). Der Preis in der Kategorie Publikumsstärkster Kinofilm ging mit rund 262.000 Besucher:innen an GRIECHENLAND ODER DER LAUFENDE HUHN.
Durch den Abend führte das Moderationsduo Julia Jelinek und Thomas Mraz, die das heimische Filmschaffen mit Wortwitz hochleben ließen, aber auch auf die Schattenseiten des Filmjahres eingingen. Ein Leitthema der Gala war die Würdigung von Berufsgruppen, die meist nicht im Spotlight stehen – und so wurden die Preise von Vertreter:innen unterschiedlicher Departments überreicht, darunter Aufnahmeleitung, Ausstattung, Fahrer, Kameraassistenz, Komparserie, Kostümbildassistenz, Materialassistenz, Produktionsassistenz, Regieassistenz, Requisite, Sounddesign oder Tonassistenz.
Catalina Molina appellierte an die Gäste, Erlebnisse mit Machtmissbrauch niemals zu verschweigen – auch nach Jahren nicht: „Heute stehe ich als dankbare aber trotzdem kritische Filmschaffende, Freundin, Mutter, Tochter, Schwester und Kollegin vor euch. Mit meinem Motto, dem Titel des Abends: ,Durch Nacht zum Licht‘ möchte ich auf den Weg der Veränderung, auf den Prozess hin zur Vielfalt und Inklusion zeigen und bitte inständig darum, hinzuschauen, nicht wegzuschauen, zu handeln. Es ist ganz einfach: Keine Täter:innen auf ein Filmset lassen! Dafür ist dieser Ort viel zu schön, viel zu kostbar.“
Das Thema Sichtbarkeit spiegelte sich auch im von Katharina Haring und Nina Salak gestalteten Bühnenbild wider, das mit Spiegelflächen für Glanzpunkte sorgte. Die visuell bestechenden Projektionen von Eyup Kuş und die modern-chic Kostüme von Alfred Mayerhofer ergänzten das Bühnengeschehen. Für mitreißende Live-Musik sorgten Anna Mabo und Gesangskapelle Hermann.
Die Präsidentschaft der Akademie, Verena Altenberger und Arash T. Riahi, ging in einer Rede auf die zahlreichen internationalen Festivalerfolge des heimischen Filmschaffens und die gestiegenen Besuchszahlen in den Kinos ein, die sich wieder auf Vor-Pandemie-Niveau befänden. Das Duo thematisierte aber auch dunkle Aspekte des Filmjahres – in zwei der nominierten Filme ist ein Schauspieler zu sehen, der des Besitzes sexueller Missbrauchsdarstellungen an Kindern geständig ist – und Reformarbeiten: „Die Themen Machtmissbrauch, sichere Arbeitsbedingungen und Nachwuchsförderung beschäftigen uns laufend und wir arbeiten in zahlreichen Veranstaltungsreihen und Weiterbildungen daran, Verbesserungen zu erwirken. Auch unsere Arbeit in Form von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und unsere Lobbying-Tätigkeit stehen stets unter diesen Vorzeichen. Als Akademie sind wir auch in die Ausarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes eng eingebunden. Es gilt, auf allen Ebenen in der Branche eine Transformation von einer ,Kultur des Wegschauens‘ zu einer ,Kultur des Hinschauens und des Darüber-Redens‘ zu etablieren und täglich zu üben“, so Altenberger und Riahi.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler freute sich, in einer Stadt zu leben, die reich an großartigen Filmschaffenden sei. Das Medium Film stoße Denkhorizonte auf und sei Teil von Herzens-, Empathie- und Weltbildung.
Akademie-Geschäftsführerin Katharina Albrecht kommentierte direkt nach der Gala: „Ich möchte allen Menschen und Institutionen danken, die mit uns zusammenarbeiten und uns unterstützen. Das letzte Jahr war ein wichtiges Jahr für die österreichische Filmbranche. Mit gemeinsamen Kräften ist es gelungen, das Filmstandortgesetz Realität werden zu lassen. Es herrschen Euphorie und Aufbruchsstimmung. Umso wichtiger ist es, den Wandel aktiv mitzugestalten: Faire Arbeitsbedingungen, Gendergerechtigkeit, Diversität, Nachhaltigkeit, Nachwuchs- und Lehrkräfteförderung sowie Film- und Medienbildung müssen weiter auf unserer Agenda stehen. Die Akademie des Österreichischen Films ist mit ihren zahlreichen Projekte und Initiativen dabei – wir arbeiten an der Gestaltung einer Zukunft, die das österreichische Filmschaffen in jeder Hinsicht stärkt. Ein starkes Zeichen setzen auch die 52 Filme, die für den Österreichischen Filmpreis 2023 eingereicht haben und von denen einige heute gekürt wurden. Sie zeigen ein weiteres Mal die Bandbreite, Vielseitigkeit und Qualität des heimischen Films. Wir gratulieren den Preisträger:innen herzlich.“
Nach der Gala wurde zu den mitreißenden Grooves von DJ chris crocodile, Kristian Davidek / FM4 Davidecks und DJ EkleKtric weitergefeiert.