Man ahnt es schon, wenn man schöne Menschen in schöner Umgebung um einen schön gedeckten Tisch zusammen sitzen sieht, das irgendetwas nicht stimmen wird. Im Roman von Céline Spieker beginnt die Katastrophe gleich auf den ersten Seiten und erst danach wird man langsam an das Innenleben der jeweils Beteiligten herangeführt.
Die ganze Familie Haynes ist im großzügigen Familienhaus der verwitweten Mutter versammelt, um ein alljährliches Barbecue zu genießen. Alle vier Geschwister samt Anhang folgen der Einladung, aber statt Wiedersehensfreude dominiert die Anspannung. Denn was nach außen den Anschein einer perfekten Familie macht, ist in Wahrheit ein brodelndes Durcheinander von unausgesprochenen Rivalitäten, lang gehüteten Geheimnissen und vertuschten Niederlagen. Zwischen all den ungelösten, jahrelang angestauten Spannungen sind alle so sehr mit sich selbst und der eigenen Vergangenheit beschäftigt, dass keiner zu bemerken scheint, wie sich im sommerlichen Garten eine neue Katastrophe anbahnt.
Man merkt der Autorin Céline Spieker an, dass sie vom Film kommt. Sie weiß, wie sie Spannung aufbaut, wie sie von einer Person zur anderen geschickt überleitet, wie sie nur etwas andeutet und doch erkennt man um die tragische Reichweite. Zwischendurch flicht sie echt gemeine Spitzen ein, so urteilt die Mutter über ihre kochende Tochter: „ Auch wenn sie für gewöhnlich wenig Achtung für Frauen empfindet, deren größte Begabung darin besteht, anderen die Bäuche zu füllen. Eine Frau kocht, weil es ihre Pflicht ist, nicht zum eigenen Vergnügen.“
Und wäre diese Geschichte eine Serie, würde man schon fieberhaft auf Season 2 hoffen.
Céline Spierer: Bevor es geschah (Kein & Aber) Euro 24,-