Am Anfang eines Jahres machen sich viele von uns Vorsätze und versuchen die Fehler des vergangenen nicht zu wiederholen. Damit es aber so weit kommt, gilt es, innezuhalten, zu reflektieren und sich zu erinnern. Einer, der das besonders gut konnte, ist der vor 2 Jahren verstorbene ehemalige Lektor und Autor Friedrich Christian Delius.
Bis zuletzt schrieb er und näherte sich seinem Leben in einer Autobiographie, wie man sie noch nicht kennt: in gut dreihundert Stichworten, die mit A beginnen, spielerisch, gedankenscharf und poetisch. Von «Abbey Road» und «Abendrot» über «Adorf» und «Adorno», «Akte» der Stasi und «Aktien» von Siemens, acht «Altkanzler», «Abstand», «Anstand», «Aufstand» bis zu «Arroganz» und «Azzurro» schildert Delius in konzentrierten Texten, was ihm aus all den bewegten und begegnungsreichen Jahrzehnten wirklich wichtig ist. Einprägsame Porträts von Zeitgenossen und Künstlern wechseln sich ab mit Erlebnissen mit Politikern wie Willy Brandt oder Gegnern wie Hermann Josef Abs; lang gereifte Gedanken über Musik und Literatur finden sich ebenso wie flirrende Beobachtungen aus Berlin, New York oder Rom, der Geburts- und Lebensstadt, in die F. C. Delius immer wieder zurückkehrte; dazwischen traumschöne Erinnerungen an die Jugend, an Landschaften, an ein erstes kindliches Verliebtsein.
Das Buch liegt nun seit einem Jahr immer griffbereit da, um immer wieder hineinzulesen und auch zu schmunzeln. So schreibt er über das Aussehen der Altachtunsechziger: „Eine der wenigen Ausnahmen: Daniel Cohn-Bendit hat die flinken, feurigen Augen und den Esprit behalten.“ Galt auch für ihn selbst.
Friedrich Christian Delius: „Darling, it’s Dilius!“ (Rowohlt) Euro 24,-
B ging sich nicht mehr aus
