Die kommunistische Millionärin

Aserbaidschan ist auf der literarischen Landkarte nicht besonders prominent vertreten, politisch zählt es zu den autoritären Staaten, aus denen man nichts Gutes hört. Das war zu der Zeit, in der diese Erinnerungen spielen, auch nicht viel anders und die Autorin Banine (1905-1992), geboren als Umm-El-Banine Assadoulaeff, floh nach Paris, um dort ein neues Leben zu beginnen. Und was für eines: sie war Model, Muse, Übersetzerin und später dann auch Schriftstellerin. Erst ganz am Ende ihres Lebens vermisste sie es, nie wieder in ihr Geburtsland gefahren zu sein.

Baku um 1900:
Als Tochter eines Ölbarons wächst Banine in einer Welt voller Widersprüche auf. Die Großmutter: eine muslimische Matriarchin. Das Kindermädchen: eine engelsgleiche Deutsche. Heimlich liest sich Banine durch die Bibliothek ihrer Tante, während der Rest der Verwandtschaft kettenrauchend Poker spielt oder mit dem Mercedes über die einzige Allee Bakus rollt. Mit der Oktoberrevolution bricht diese Welt zusammen und Banine verliebt sich zum ersten Mal – ausgerechnet in den Bolschewiken, der ihre Familie enteignen soll. Doch um ihrem Vater die Flucht zu ermöglichen, heiratet Banine mit 15 Jahren einen Mann, den sie inbrünstig hasst. Am Ende flüchtet sie selbst in ein neues Leben: mit dem Orientexpress nach Paris.
Alle Personen in diesen Memoiren sind so gut getroffen, man sieht sie regelrecht vor sich und noch mehr, scheint man sie zu hören, denn offenbar wurde in den dortigen Haushalten mehr als laut kommuniziert. Die Frauen werden jung verheiratet und rächen sich an ihren Männern, diese durch Öl reich geworden, bleiben doch Primitivlinge, aber alle gemeinsam lieben sie ihr Land, ihre Mütter und Religion. Mit großem Humor wird einem dieses orientalische Land nähergerbracht.
Banine: Kaukasische Tage (dtv) Euro 24,-