Eine von uns, eine Serbin

Die Eltern kamen als Gastarbeiter in Wien, die kleine Tochter wurde nach einem Jahr nachgeholt, Jahre später kam der jüngere Bruder auf die Welt: das ist die Ausgangssituation dieses knackigen Familienromans der Autorin Sandra Gugić.
Was heißt es, aus einem Land zu kommen, das es nicht mehr gibt? Die Fotografin Billy Bana ist eine moderne Nomadin, die ihre Herkunft scheinbar hinter sich gelassen hat. Als ihr Vater stirbt, wird Billy von der Vergangenheit eingeholt, ihrem Aufwachsen als Gastarbeiterkind in Wien: Was wurde aus den Träumen ihrer Eltern? Warum kam es zum Bruch mit ihrer Familie? Und wie konnte ihr kleiner Bruder bloß spurlos verschwinden? Was ist sie: Österreicherin, Serbin, wo ist sie zuhause?
Gekonnt verbindet sie die Biografien, wechselt die Perspektiven, lässt erkennen, wie grausam Heimatlosigkeit ist und stellt Fragen, die lange nachwirken. Antworten muss man schon selber finden.
Sandra Gugić: Zorn und Stille (Hoffmann und Campe)