Fatale Panne während einer True-Crime-Produktion

Er ist knapp 30, hat schon einen Drehbuch-Oscar (The Imitation Game) in der Tasche und schreibt wie ein „alter Krimihase“: Graham Moore ist so etwas wie ein Wunderkind. In seinem neuesten Buch, das sich um das spektakulärste Gerichtsverfahren des Jahrzehnts in Kalifornien dreht, geht es um die (Vor) Verurteilung eines Schwarzen. Ist er der Mörder der jungen Jessica Silver, Erbin eines Immobilienmoguls, dem halb Los Angeles gehört?
Die Jury ist gespalten, bis die junge Geschworene Maja alle von einem Freispruch überzeugt. Jetzt, 10 Jahre später, wird der ganze Fall neu aufgerollt. Als einer der Geschworenen tot aufgefunden wird, gerät Maja ins Visier der Polizei und wird zur Hauptverdächtigen.
Das ist natürlich ein spannender Plot, viel interessanter sind jedoch die Zwischentöne. Moore gelingt es, den Alltagsrassismus einer scheinbar aufgeklärten Gesellschaft bloß zulegen, wir reden nicht von gewalttätigen weißen Polizisten, sondern von sog. „Gutmenschen“. Insbesondere die Hauptfigur sieht sich als mutig genug, um ihre verblendeten und herzlosen Kollegen mit der Wahrheit zu konfrontieren.
Aber wir geeichten KrimileserInnen und Justizdramenfilmexperten wissen, dass es nie um die Wahrheit, sondern immer nur um den besseren Narrativ geht.
Graham Moore: Verweigerung (Eichborn), € 22,-