Metaphern und Pathos und nicht zu knapp

Der (in Österreich) prominente Name des Verfassers verhelfen dieser Novelle sicherlich zu einem Aufmerksamkeitsschub, hinzu kommt, dass Reinhold Bilgeri ein ganz aktuelles US-Bild in vorliegender Geschichte beschreibt.
Ausgangssituation ist die wachsende Entfremdung eines Paares, Amy, ehrgeizige Amerikanerin aus gutem Hause, und Tom, Journalist und Arthur Rimbaud verehrende Österreicher. Der Kinderwunsch klappt nicht und auch ansonsten fühlt sich Tom in seiner Wahlheimat nicht mehr so wohl. Schuld daran hat die Corona-Pandemie, die sein geliebtes New York vollkommen zum Stillstand bringt. In der Beschreibung der Stadt gelingen Bilgeri die stärksten Passagen, man merkt, wie gut er New York kennt und liebt. Neben Amy gibt es noch zwei andere Frauen, die für die Geschichte essenziell sind, eine alte, sterbende Bücherliebhaberin und deren junge „Adoptivtochter“, die Tom klug durch seine schwierigen Tage begleitet.
Wenn man weiß, dass  Bilgeri ein Künstler ist, der keine Scheu vor Kitsch hat, wird auch in diesem schmalen Büchlein mit ebensolchen Zuschreibungen und Situationen „belohnt“. Wie schreibt er selbst so treffend: „…er schrieb vom Heimweh, dass ihm ins Herz biss, von seinem Amerika, dessen stolzes Kinn auf die Brust gesunken war, oh ja, da mussten Metaphern her und Pathos und nicht zu knapp.“
Reinhold Bilgeri: Die Liebe im leisen Land (Amalthea) € 22,-