Freundschaft ist dauerhafter als Liebe

In Frankreich ist Colombe Schneck ein literarischer Star, mit der „Paris-Trilogie“ erobert sie nun die internationale Verlagswelt.
Colombe wächst in den Achtzigerjahren als Kind linksliberaler jüdischer Eltern in der Pariser Bourgeoisie auf. Als sie mit siebzehn ungewollt schwanger wird, ist das die erste große Zäsur in ihrem Leben. Die zweite: der viel zu frühe Tod ihrer besten Freundin Héloïse, mit der sie seit der Kindheit eng verbunden war. Die beiden besuchten die besten Schulen und Universitäten, kämpften mutig gegen gesellschaftliche Erwartungen und fühlten sich dennoch weniger emanzipiert als gedacht. Warum war das so? Die dritte Zäsur ist eine unerwartet intensive Liebe, mit fünfzig Jahren, vielleicht die glücklichste ihres Lebens überhaupt.
Was den vermuteten globalen Erfolg ausmachen könnte, sind ihre Ehrlichkeit mit der sie die großen Themen im Leben angeht, egal ob als Pariserin ( “ …dass eine Großmutter so sein kann wie die von Héloïse, mit weißem Kostüm, passenden Pumps, rosafarbenen Lippenstift“…) oder irgendwo anders auf der Welt, Mädchen werden ähnlich erzogen und dass wir 2024 noch immer in einem Patriarchat leben, ist Fakt. Wie nahe Frauenfreundschaften sein können, beschreibt das Kapitel über ihre beste Freundin Héloïse. So eindringlich, nah und real. Mutig auch die Geschichte ihrer Verliebtheit mit 50 in einen schönen Musiker, unerschrocken erkunden beide den Körper des anderen und erstmals hat sie Freude am Sex.
Colombe Schneck: Paris Trilogie (Rowohlt) Euro 24,-