Halte durch!

So kann man sich der Zeitgeschichte auch nähern: in einem fast journalistischen Stil erzählt Ljuba Arnautovic – offenbar autobiografisch inspiriert – von dem Leben zweier Schwestern, an denen die Ereignisse des 20. Jahrhunderts deutliche Spuren hinterließen.

Karl kehrt nach zwölf Jahren Gulag mit russischer Ehefrau und zwei Töchtern nach Wien zurück. Von dem, was ihm passiert ist, will man im Nachkriegsösterreich nichts wissen. Den „Russen“ begegnet man bestenfalls mit Misstrauen. So rasch wie nur möglich und mit allen Mitteln muss deshalb der gesellschaftliche Aufstieg gelingen. Karl lässt sich scheiden, heiratet eine junge Medizinstudentin, zieht nach Deutschland, knüpft zweifelhafte Verbindungen nach Moskau – und trennt seine Töchter. Lara und Luna wachsen fortan in verschiedenen Welten auf: die eine in einfachen Verhältnissen bei der Mutter in Wien, die andere beim Vater und seiner neuen bürgerlichen Familie in München.
Obwohl nicht alles chronologisch erzählt wird, erschließt sich einem das Leben der Portraitierten, die nie in der ersehnten Mitte der Gesellschaft ankommen und trotzdem höchst eigenständig ihren Weg finden.
Würde sich als Lektüre im Geschichtsunterricht anbieten.
Ljuba Arnautovic: Erste Töchter (Zsolnay) Euro 23,-