Un caffè per favore!

Es ist auch eine Liebeserklärung an die Kaffeehauskultur, die immer mehr am Verschwinden ist. Sogar in den berühmten Wiener Cafés ist ein ständiges Kommen und Gehen, die Menschen in Eile und auch vom Servicepersonal ist es nicht ungern gesehen, wenn man zügig wieder seinen Platz freigibt. Die Zeiten als man in Kaffeehäusern Schach spielte und sich ausgiebig der internationalen Presse widmete, scheinen vorbei zu sein. Und doch hat jede(r) einzelne Gast seine private Geschichte, wie uns der italienische Autor Marco Balzano wieder liebevoll vorführt.

Mailand im Sommer 2020: Die sonst so lebendige Via Marghera wirkt wie ausgestorben. Nur das Café Royal ist geöffnet. Man trifft sich vorsichtig, auf Abstand – und ist doch so froh, dass menschliche Begegnungen wieder möglich sind. Auch der Schriftsteller Michele hebt den Blick vom Bildschirm, verlässt das Haus und findet Gesellschaft, die seine Fantasie entfacht. Langsam kehrt wieder Leben in das Café Royal ein. Und in die Menschen, die es besuchen.

Diese kleine Geschichte ist schnell gelesen und bleibt doch so wunderbar in Erinnerung: schlicht und leichtfüßig werden Biografien angerissen, verknüpft und hypergenau getroffen. Und man kriegt beim Lesen so Lust auf einen Cappuccino & Panettone.
Marco Balzano: Café Royal (Diogenes), Aus dem Italienischen von Peter Klöss, Euro 24,