„Heavy Metal wird mich nicht umbringen“

Während Paris sich im Jahre 2015 aufgrund der terroristischen Anschäge im Ausnahmezustand befindet (heute in Coronazeiten schon Alltag), betreibt der Hauptdarsteller in diesem Roman Selbstbeschau. Nach einer beendeten Beziehung und Verkauf seiner Agentur „Die klugen Köpfe“ zieht es den verkappten Schriftsteller nach Paris, wo er die Biografie des von ihm verehrten, österreichischen Autors Richard Stein schreiben soll. Gleich am ersten Abend lernt er Christine kennen, eine französische Archivarin, die ihn fortan jeden Tag durch seine Pariser Zeit begleitet.
Wie er sich die Stadt aneignet, im Grunde den ihn umgebenden Arrondissement Oberkampf, der an der Schwelle der Gentrifizeriung steht, ist alleine für Paris-Liebhaber schon Grund, dieses Buch zu lesen. Aber eigentlich ist die Geschichte eine Liebeserklärung an die Literatur und Sprache. Der greise Stein versteht es, seinen Biografen fast zu einem Abhängigen zu machen, ihn für seine eigenen Zwecke einzusetzen und dabei doch alles in der Schwebe zu lassen. Einen großen Schritt in Richtung Emanzipation macht der Erzähler nach einem missglückten gemeinsamen Aufenthalt in Kalifornien, von da an kommt vieles ins Rollen. Enden lässt er seine Geschichte mit einem Heavy Metal Konzert im „Bataclan“, jener Club, der 11 Monate nach den Anschlägen auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ wieder von Terroristen gestürmt wurde…
Klute’s Stil ist trotz der Schwere des Inhalts leichtfüßig, die Gedanken und Spitzen insbesondere auch gegen Österreich und seine Schriftsteller) sind treffend und teils sehr komisch, die Verbindungen von Gedichten zu Heavy Metal fast logisch und dass uns die Literatur verhilft, das Leben leichter zu ertragen, aber die Welt nicht verbessern kann, kann man diesem Autor nicht umhängen.
Hilmar Klute: Oberkampf (Galiani Berlin)