Heilig ist das Haar der schwarzen Frau

US-Schriftsteller, die sich mit der eigenen afroamerikanischen Herkunft beschäftigen, gibt es einige, weibliche noch weniger, dafür sticht Yaa Gyasi mit ihrem Roman heraus.
Ihre Hauptfigur Gifty hat es in mehrfacher Hinsicht geschafft, aus dem ihr vorgegebenen Lebensweg auszubrechen: die eigene Mutter flüchtete mit Mann und Sohn von Ghana in die Südstaaten, wo die Erzählerin geboren wird. Der Vater kehrt zurück, die Mutter muss alleine die kleine Familie durchbringen, was neben dem alltäglichen Rassismus auch viel materiellen Verzicht bis hin zur Essensrationierung bedeutet. Der Bruder, ein talentierter Basketballspieler wird drogensüchtig, nach dessen Tod verfällt die Mutter in Depressionen, nur Gifty versucht ihr Leben in den Griff zu kommen. Sie ist Neurowissenschaftlerin, die das Suchtverhalten von Mäusen untersucht und mit dem Glauben ihrer Mutter und ihrem eigenen, mit dem sie sozialisiert wurde, hadert.
Als sie die kranke Mutter zu sich nach Kalifornien holt, muss Gifty sich so vielen Problemen aussetzen: das Verhältnis zur Mutter, zur weißen Wissenschaft, zu nicht existierenden Freundschaften, zum Rassismus ( Dreadlocks als Symbol für Schmutz). Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?
Yaa Gyasi: Ein erhabenes Königreich (Dumont) Euro 22,-