Ich bin die Tourzuchtel

Mit Mitte 70 springt Georg Ringswandl nicht mehr in Strümpfen auf der Bühne herum, aber „Genierer“ hat er noch immer keinen und das ist gut fürs Publikum. Nie hat sich der gelernte Mediziner und Musiker von seinem Weg abbringen lassen, der ihm einige Stolpersteine in den Weg gelegt hat. Und so unermüdlich er als „Rampensau“ agiert, so stark ist offenbar seine Kreativität, dass er nun auch einen Roman geschrieben hat. Vieles davon wird schon so gewesen sein in der Musikbranche in den 80er Jahren.

Kurz vorm Verschrotten seines Laptops entdeckt Ringsgwandl in einem Winkel der Festplatte Notizen, die seine langjährige Tourbegleiterin Doris verfasst haben muss. Es ist die Geschichte einer Frau, die schon ganz jung mit dem „Ringswandl-Virus“ infiziert wurde, die mit 12 seine Platten verkaufte und sich zur Tourmanagerin hinaufarbeitete. Auf diesem Weg lernte sie Bett und Hirn von Toningenieurin, heroinssüchtigen Bassisten und Fernsehredakteure kennn und immer wieder funkt der Ringswandl dazwischen. Und wir Österreicher kommen auch immer wieder vor und sei es als kleine Zwischenbemerkung: „Kann ich mich auf euren Stb (Steuerberater) verlassen? Logisch, Doris, der ist Österreicher, auf die kannst du dich immer verlassen.“
Ein waghalsiger Ritt, den wir zum Glück von außen und im Nachhinein mitverfolgen können. Schräg, ehrlich, selbstkritisch und sehr amüsant. Ein Roman mit schnellen Szenenwechseln, wildem Sound und tiefen Untertönen.
Georg Ringsgwandl: Die unvollständigen Aufzeichnungen der Tourschlampe Doris (dtv) 28,-