In Erinnerung an MRR

Marcel Reich-Ranicki in Hamburg, Anfang der 1960er-Jahre (Foto: obs/ZDF/Privatarchiv)

Am 2. Juni 2020 wäre Marcel Reich-Ranicki (1920 bis 2013) 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass senden 3sat und ZDF den Dokumentarfilm „Ich, Reich-Ranicki“ von Lutz Hachmeister und Gert Scobel. Diese beiden Grimme-Preisträger entwerfen in über 100 Minuten das Porträt eines Mannes, dessen Lebenslinien seit seinen Jugendtagen zwischen Einsamkeit und Sehnsucht nach öffentlicher Anerkennung verliefen. Seine Anhänger schätzten Reich-Ranickis Lust, lauthals zu rühmen und zu tadeln. Seine Gegner warfen ihm Egomanie und grobschlächtige Kategorien bei der Beurteilung moderner Literatur vor. So kam es zu berühmt gewordenen Kontroversen Reich-Ranickis mit Günter Grass, Martin Walser, Peter Handke, Sigrid Löffler und, in Sachen der NS-Größe Albert Speer, mit Joachim Fest – seinem Förderer, der ihn einst als Literaturchef zur „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ geholt hatte. Mit selten gezeigtem Archivmaterial und sehr persönlichen, ausführlichen Erzählstrecken von Marcel Reich-Ranicki werden die Höhepunkte eines Jahrhundert-Lebens ebenso dargestellt wie die Jahre, als die Nationalsozialisten beabsichtigten, den jungen Marceli Reich zu vernichten.
„Ich, Reich-Ranicki“ ist die Charakterstudie eines fleißigen, begabten und durchsetzungsfähigen Mannes, der um seinen Aufstieg kämpfen musste. Zugleich ist der Film ein Panorama deutscher Kultur- und Fernsehgeschichte. Er verzichtet auf jeden Kommentar. Zu Wort kommen zahlreiche Zeitzeugen, wie Quartett-Mitstreiter Hellmuth Karasek, der ehemalige FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher oder Reich-Ranickis Sohn Andrew.
3sat, 30. Mai, 22:50 Uhr bzw. ZDF 31. Mai, 0:20 Uhr