Barbie hatte alle im Griff
Der Aufwärtstrend bei den Kinobesucherzahlen hält an: 2023 stiegen die Zahlen um 18,3 % auf über 860 Millionen in Europa. Diese erfreulichen Zahlen veröffentlicht die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle im Vorfeld der Filmfestspiele in Cannes, die heuer vom 14.-25. Mai stattfinden.
Europäische Kinozahlen
Im ersten Jahr, das nicht von den Beschränkungen im Zusammenhang mit der nunmehr vier Jahre alten weltweiten Pandemie betroffen war, stiegen die Kinobesuche im größeren Europa (Mitgliedstaaten des Europarats ohne Aserbaidschan, im Folgenden nur „Europa“ genannt) um 18,3 % und erreichten über 861 Millionen verkaufte Eintrittskarten, 133 Millionen mehr als 2022. Diese zufriedenstellenden Ergebnisse entsprechen einer Erholungsrate von 77,3 % im Verhältnis zu den zwischen 2017 und 2019 erzielten durchschnittlichen Besucherzahlen mit 1,1 Milliarden verkauften Eintrittskarten.
Inflation und steigende Eintrittskartenpreise trugen zu höheren Einnahmen an den Kinokassen bei. Schätzungen zufolge haben Kinos europaweit 2023 brutto EUR 6,7 Mrd. eingenommen, was einem Wachstum von 22,3 % gegenüber 2022 (EUR 5,5 Mrd.) entspricht. Ebenso stiegen die Einspielergebnisse in der EU27+UK um 22,1 % und erreichten EUR 6,2 Mrd.
Trotz dieser positiven Trends auf der Makroebene sind die Unterschiede beim Wachstum in den einzelnen Ländern weiterhin bemerkenswert. 2023 verzeichneten die Ukraine (+60,1 %), Italien (+59,2 %) und Albanien (+42,0 %) die größten Zuwächse bei den Kinobesuchen. Demgegenüber war in Tschechien (-1,2 %), Dänemark (-1,9 %) und Türkiye (-12,9 %) jeweils ein Rückgang zu verzeichnen. Insbesondere Georgien und Bosnien und Herzegowina übertrafen die Besucherzahlen von vor der Pandemie mit beeindruckenden Erholungsraten von 117 % beziehungsweise 113 %. Für Länder wie Schweden (Erholungsrate 68 %), die Ukraine (50 %) und Türkiye (46 %) bleibt es jedoch eine Herausforderung, wieder auf die vorpandemischen Höchststände zu kommen.
Barbie verkaufte 2023 fast 50 Millionen Eintrittskarten. Asterix und Obelix führt die Kinojahrescharts der europäischen Filme an.
Von den 13 796 Spielfilmen, die 2023 europaweit in den Kinos liefen, schafften 14 Titel mehr als 10 Millionen verkaufte Eintrittskarten, während 113 (darunter 39 europäische Produktionen) mehr als 1 Million Besucher erreichten.
Es überrascht nicht, dass Spielfilme amerikanischer Studios ihre Dominanz auf dem europäischen Kinomarkt 2023 wahrten und erneut die gesamten Jahres-Top 20 dominierten.
Vier herausragende Titel entwickelten erhebliche Zugkraft und erreichten jeweils mehr als 30 Millionen Besucher. Spitzenreiter war Barbie mit beeindruckenden 49,3 Millionen verkauften Eintrittskarten. Auf den Blockbuster von Warner Bros. folgten Der Super Mario Bros. Film (36,1 Millionen Besucher), Oppenheimer (35,1 Millionen Besucher) und Avatar: The Way of Water (34,4 Millionen Besucher allein 2023, insgesamt 69,2 Millionen seit seinem Kinostart Ende 2022).
Der meistgesehene europäische Titel des Jahres war die französische Produktion Asterix und Obelix im Reich der Mitte, der mit 6,4 Millionen Besuchern den 25. Platz der Jahrescharts belegte. C’è ancora domani, ein italienischer Schwarz-Weiß-Film, der im Rom der Nachkriegszeit spielt, war nach Besucherzahlen mit fast 4,9 Millionen verkauften Eintrittskarten in nur zwei Märkten, Italien und der italienischsprachigen Schweiz, der zweiterfolgreichste europäische Film. Die Top 5 wurden komplettiert durch die französische Komödie Alibi.com 2 (4,5 Mio. Besucher), den von Warner Bros. unterstützten spanischen Animationsfilm Mumien (4,5 Mio. Besucher) und das starbesetzte französische Epos Die drei Musketiere: D’Artagnan (4,0 Millionen Besucher).
Nationale Kassenschlager ließen die nationalen Marktanteile in 17 Ländern steigen, während der Anteil europäischer Produktionen auf 26,4 % zurückging.
2023 erreichten amerikanische Filme einen bedeutenden Marktanteil bei den Kinobesuchern, übertrafen zum ersten Mal in den letzten Jahren die 70 %-Marke und verzeichneten einen beachtlichen Anstieg um 7,4 Prozentpunkte gegenüber 2022. Diese bemerkenswerte Leistung amerikanischer Titel ging zu Lasten europäischer Filme und europäischer Produktionen mit ausländischer Beteiligung, die einen Rückgang von 3,9 beziehungsweise 3,3 Prozentpunkten verzeichneten. Infolgedessen sank der Marktanteil europäischer Filme auf 26,4 %; bei einem Rückgang um 2,4 Prozentpunkte im Vergleich zu den vorpandemischen Durchschnittswerten fiel er auf den niedrigsten Stand seiner jüngeren Geschichte. Auch europäische Produktionen mit ausländischer Beteiligung erreichten mit einem Marktanteil von nur 0,9 % einen neuen Tiefstand, was auf das Fehlen erfolgreicher, von ausländischen Studios unterstützter europäischer Veröffentlichungen im Jahr 2023 zurückzuführen war; in den Vorjahren waren dies beliebte Franchises wie Harry Potter und James Bond.
Bei der Angebotsvielfalt behaupteten europäische Filme eine dominante Stellung und machten mehr als 66 % der insgesamt in europäischen Kinos verfügbaren Titel 2023 aus. Amerikanische Filme standen derweil für 19,7 % des Angebots, während Produktionen aus dem Rest der Welt 13,2 % der verfügbaren Inhalte stellten.
Die nationalen Marktanteile in europäischen Ländern stiegen in 17 der 34 Märkte, für die Daten vorlagen. Obwohl Türkiye seine Position als Land mit dem höchsten nationalen Marktanteil von 44,0 % halten konnte, musste es im Vergleich zu 2022 einen Rückgang um 6,8 Prozentpunkte hinnehmen. Das Vereinigte Königreich lag mit einem Marktanteil von 40,8 % an zweiter Stelle, einschließlich von ausländischen Studios unterstützter Produktionen wie Barbie und Oppenheimer. Frankreich folgte mit einem nationalen Marktanteil von 40,0 %, während der Marktanteil Albaniens bei 31,2 % lag.
Zu den bemerkenswerten lokalen Kassenschlagern, die zu den positiven Ergebnissen beitrugen, gehört der Animationsfilm Mavka. Hüterin des Waldes in der Ukraine, der mit über 1,2 Millionen verkauften Eintrittskarten die erfolgreichste nationale Veröffentlichung des Landes aller Zeiten wurde. Auch der isländische Film Villibráð, ein Remake des italienischen Films Perfect Strangers von 2016, war mit über 56 000 Besuchern der erfolgreichste nationale Titel seit 17 Jahren. Schließlich dominierte die italienische Produktion C’è ancora domani die nationalen Kinokassen 2023 und führte mit fast 4,9 Millionen verkauften Eintrittskarten die Jahrescharts an.
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