KultursprecherInnen auf dem Prüfstand

Maria Großbauer/ÖVP, Elisabeth Hakel/SPÖ, Sylvia Grünberger/Moderatorin, Georg Willi/Grüne, Beate Meinl-Reisinger/Neos, Wolfgang Zinggl/Liste Pilz

 

Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA), die Produzentenallianz (Film Austria und AAFP) und EUXXL luden gemeinsam zum kulturpolitischen Diskurs: Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Maria Großbauer (ÖVP), Elisabeth Hakel (SPÖ), Georg Willi (GRÜNE) und Wolfgang Zinggl (PILZ) diskutierten über die Zukunft von Film, Fernsehen und Musik (Walter Rosenkranz/FPÖ fehlte).
Ausgangspunkt der Diskussion war das von den Verbänden im Juli präsentierte Papier “Ein Angebot an die neue Bundesregierung: Rahmenbedingungen schaffen für die Film- und Musikwirtschaft“, welches die Vorstellungen der Film- und Musikwirtschaft für die kommende Bundesregierung detailliert darstellt (https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/film-musikwirtschaft/zeitgemaesse-rahmenbedingungen.html). Diese Aufforderung an die Politik erfolgt vor dem Hintergrund einer wesentlich veränderten Medienlandschaft: Mächtige globale Player, schwierige Rahmenbedingungen für Entwicklung, Finanzierung und Verbreitung von Audio- und audiovisuellem Content und stagnierende Budgets im Förderbereich und im öffentlichen Rundfunk stellen die österreichische Kulturwirtschaft vor vollkommen neue Herausforderungen.

Gefordert wird im Wesentlichen:

1.    Sicherung von nachhaltigem Investment der öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkunternehmer und der neuen Medienanbieter in unabhängige Filmproduktionen
2.    Schaffung von Synergien in den Filmförderstrukturen und Anhebung auf international konkurrenzfähige Budgets
3.    Schaffung von Steuermodellen zur Stärkung des Filmstandorts und der Förderung privaten Investments in Filmproduktionen
4.          Sicherung eines starken Urheberrechts und territorialer Exklusivität als Basis von Filmfinanzierung und-verwertung – vor allem durch eine starke Stimme Österreichs in der EU
5.    Berücksichtigung der Flexibilitätsbedürfnisse der Kulturwirtschaft im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht
6.    Erhöhung des Österreichischen Musikfonds auf mind. 2 Mio. € für Verwertung und Vermarktung von Musik im In- und Ausland
7.    Gewährleistung eines repräsentativen Anteils österreichischer Musik im ORF-Radio/Fernsehen und in den privaten Rundfunkkanälen.
„Im Hinblick auf die Nationalratswahl 2017 besteht nun auch die Chance für die neue Regierung, in der nächsten Legislaturperiode aktive Weichenstellungen vorzunehmen, um Film- und Musikwirtschaft als wichtigen österreichischen Kreativ- und Wirtschaftszweig zu positionieren. Immerhin hat Österreichs wichtigster Filmkoproduktionspartner Deutschland mit der Erhöhung des deutschen Filmforderungsfonds DFFF von € 50 auf € 125 Mio. für 2018 schon seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Prof. Daniel Krausz, Obmann des Fachverbandes der Film- und Musikwirtschaft.

Zu den Ergebnissen der Diskussion:
Die in sehr vielen Punkten übereinstimmenden Positionen der ParteienvertreterInnen zeigte erfreulicherweise, dass durchaus Bereitschaft zur Veränderung in wesentlichen Punkten besteht:

•    Über die Wichtigkeit eines starken, nachhaltig finanzierten öffentlichen Rundfunks und der Erfüllung des   öffentlich-rechtlichen Auftrags durch vermehrt österreichische Inhalte besteht grundsätzlich Konsens.
•    Österreichisches Programm und Wertschöpfung sind wichtig und werden konkretisiert (30%-Quoten!).
•    Eine Schaffung von Steueranreizen wird von den meisten Parteien positiv gesehen.
•    Die jüngst angekündigte Reform der Fördereinrichtungen in Richtung einer jedenfalls operativen Zusammenlegung wird grundsätzlich begrüßt.
•    Ebenso gibt es großen Konsens zur Musikförderung bis hin zu sehr konkreten Aussagen über das Budget („Verdoppelung des Musikfonds“ ).

Danny Krausz sieht die Herausforderungen vor allem auch auf EU-Ebene, wo brisante Änderungen im Urheberrecht in Planung sind. „Hier wird Österreichs Stimme in der Phase der EU-Präsidentschaft 2018 eine besondere Bedeutung zukommen. Die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung für den öffentlichen Rundfunk als Leitmedium plus eines gesetzlich verpflichtenden quantifizierten Investments in unabhängige TV-Film-Produktion und die Modernisierung bestehender Förderungsstrukturen und die Ergänzung steuerbasierter Modelle wären kurzfristig anzugehende Maßnahmen, für die es von den Parteien erfreulicherweise auch Konsens gibt“. Gleichzeitig sieht Krausz abschliessend aber auch die Notwendigkeit verstärkten Wissenstransfers über Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Film- und Musikbranche.