Macht Geld wirklich frei?

Natürlich will jeder gesund und reich statt krank und arm sein, aber welche Facetten sich in einem vordergründig heilen Leben abspielen, zeigt diese Geschichte auf das Unterhaltsamste.

In ihrem neuen Roman „Die Fletchers von Long Island“ erzählt Taffy Brodesser-Akner von einer reichen amerikanisch-jüdischen Familie. Der Großvater hat eine Styroporfabrik aufgebaut und ein großes Vermögen damit erwirtschaftet, der Vater Carl führt sie – in viel zu jungen Jahren – weiter, die drei Kinder Nathan, Beamer und Jenny wiederum scheitern an ihrem Wohlstand – und an dem niemals aufgearbeiteten Familientrauma, das die Entführung Carls mit anschließender Lösegelderpressung vor vielen Jahren ausgelöst hat.
Es ist die Geschichte vom Untergang einer Familie: Buddenbrook-Vibes treffen auf sarkastischen Humor, der die Dramatik der Geschichte abmildert, aber nicht abschwächt – brillant erzählt und wunderbar komponiert.

Unter den Reichen von Long Island, zählt die Familie Fletcher, von der in diesem opulenten Roman die Rede ist zu den Super-Rich. Der Großvater hat eine Styroporfabrik aufgebaut und ein großes Vermögen damit erwirtschaftet, der Vater Carl führt sie – in viel zu jungen Jahren – weiter, die drei Kinder Nathan, Beamer und Jenny wiederum scheitern an ihrem Wohlstand – und an dem niemals aufgearbeiteten Familientrauma, das die Entführung Carls mit anschließender Lösegelderpressung vor vielen Jahren ausgelöst hat.
So der Kurzinhalt der Geschichte, die die amerikanische Autorin Taffy Brodesser-Akner auf knappen 600 Seiten überaus gekonnt erzählt. Die einzelnen Figuren der Familie werden in ihrer Erbärmlichkeit gezeigt, jede trägt auf ihre Weise die von den Altvorderen vorgelebte Schuld und Lieblosigkeit mit sich, der eine stürzt sich in die S/M-Szene, der andere traut sich seiner Frau nichts von seiner Erfolglosigkeit zu erzählen und die Nachzüglerin verbummelt quasi ihr Leben. Erst bis ihnen der überaus großzügige Geldhahn zugedreht wird und sie einander beim Begräbnis der Großmutter wiedersehen, kommt Bewegung in ihr quasi erstarrtes Leben. Wie heißt es da so passend: „Der Verlust ihrer Großmutter machte ihr weniger zu schaffen als der Verlust der Zeit, den ihr Tod sichtbar machte.

Im Nachwort schreibt Brodesser-Akner, dass eine Entführung 1974 sie zu dieser Geschichte inspirierte. Der damals entführte Millionär ist ihr persönlich bekannt und obwohl er selbst nie über diese traumatische Erfahrung sprach, gab er der Autorin seine Zustimmung zu vorliegendem Roman. Und einmal mehr zeigt sich, dass die US-AutorInnen es perfekt verstehen, klassische Pageturner zu schreiben.
Taffy Brodesser Akner: Die Fletchers von Long Island (Eichborn). Übersetzt von Sophie Zeitz, Euro 25.-