Zürcher Prominentenfriedhof

Je älter, desto komplizierter und auch viel weiser: der Schweizer Adolf Muschg, ein Homme de lettres erzählt autobiografisch inspiriert vom Leben des August Mormann, achtzigjähriger, zunehmend fragiler ehemaliger Schweizer Gymnasialprofessor für Alte Sprachen und Autor leidenschaftlicher Essays über Europa.
Ganz behutsam beginnt die Erzählung mit den gemeinsamen nächtlichen Wanderungen mit seiner 20-Jahr jüngeren Frau Akiko Kanda, eine gebürtige Japanerin, die unbedingt mit ihm begraben sein möchte. Der Zürcher Friedhof beherbergt ehemalige Freunde des Schriftstellers wie Bruno Ganz, Urs Widmer oder Paul Parin. Nach der Wahl des Ortes bemerkt Mormann, dass sein künftiger Grabnachbar ein ehemaliger Mitschüler ist, der ihm erst sein intellektuelles Leben ermöglichte. Und dann folgt die Einladung zu einer Historikerkonferenz nach Triest, auf der er ebenso wieder alte Bekannte trifft. Auf vielen Seiten wird erklärt, warum das Bewusstsein für Geschichte für Europa so wichtig ist. Als er wieder nachhause zurückkommt, ist seine Frau verschwunden.
Voller Trauer und Schönheit – „Nicht mein Leben“ ist eine dichte, bewegende Erzählung über Wahrheit und Lüge im Leben und Lieben des August Mormann, das vielleicht persönlichste Buch des Büchner-Preisträgers Adolf Muschg.
PS: Die Anreise von Venedig nach Triest via Piran ist zwar kompliziert, aber sehr schön!
Adolf Muschg: Nicht mein Leben (C.H.Beck) Euro 24,-