Nikolaus Harnoncourt 1929-2016

Original des Originalklangs

Kurz vor Weihnachten, anlässlich seines 86. Geburtstag am 6. Dezember 2015 veröffentlichte der Maestro Nikolaus Harnoncourt einen sehr persönlich gehaltenen Brief, indem er mitteilte, dass er sich körperlich außerstande sähe, weiterhin öffentlich aufzutreten. Es herrschte Trauer, aber jeder dachte, dass der Dirigent uns weiterhin mit seinen Expertisen und Lebensweisheiten begleiten würde. Nun ist er, wie es meist heißt, ‚ friedlich im Rahmen seiner Familie am 5.3. 2016 entschlafen.
Wie kein Anderer hat Nikolaus Harnoncourt – immer gemeinsam mit seiner ebenfalls hochmusikalischen Frau  Alice – die Interpretationen der großen Klassiker auf neue Füße gestellt, unsere Hörgewohnheiten zum Teil radikal umgekrempelt, aber dabei nie ohne Sinn agierte. Man kann sagen, dass  ohne ihn Barockmusik wahrscheinlich nicht den Hype erfuhr, den es seither um sie gibt.
Schon 1953 gründete der Cellist mit seiner Frau und Gleichgesinnten das Ensemble Concentus Musikus, mit dem er Renaissance- und Barockmusik wieder darauf zurückführte, wie sie im Original geklungen haben musste. Unter anderem wurde ihm deswegen von Musikvereinchefs Thomas Angyan der Titel „Original des Originalklangs“ verliehen. In diesem Haus gab es einen eigenen Concentus-Abozyklus, der immer ausverkauft war-  und das im großen Saal. Er hatte eine Energie, der sich niemand entziehen konnte, er hatte eine Leidenschaft, die einem noch auf dem letzten Platz erreichte, seine Tonaufnahmen erzielten alle möglichen Preise, er war und wird immer derjenige bleiben, der Musikinterpretation neu interpretierte und vielen, vielen Menschen erst die Ohren und Herzen öffnete.