Schwierige Voraussetzungen für Digitalradio

Alfred Gringschl stellt Förderung in Aussicht

Durchaus kritisch beleuchtet eine Studie des Fachbereichs Medien der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) eine „Einführung von Digitalradio in Österreich“. Unter dem gleichnamigen Titel erscheint die Untersuchung als Schriftenreihe der RTR, in deren Auftrag sie die Convergent Media Consulting Wien erstellte. Untersucht wurden Rahmenbedingungen und Erfolgsvoraussetzungen einer Einführung von digitalem Hörfunk im Standard DAB+ in Österreich.
Demnach sind die im Jahr 2016 in Österreich vorliegenden Erfolgs-Voraussetzungen für eine Einführung von Digitalradio schwierig und wäre mit erheblichen Herausforderungen und Erfolgsrisiken konfrontiert. Weiten Teilen der etablierten Hörfunkveranstalter fehlt laut Studie eine überzeugende DAB+ Wachstumsstory und ein realistisches DAB+ Geschäftsmodell. Ob aber eine Einführung allein von vorwiegend neu in den Markt eintretenden und einigen  weiteren, auch auf UKW aktiven Radioanbietern erfolgversprechend durchgeführt werden kann, müsse von den entsprechend motivierten Unternehmen selbst beurteilt werden. Sie müssten sich jedenfalls dem Wettbewerb mit den UKW-Marktführern und erforderlichen, hohen Investitionen in Programm, Netzaufbau und vor allem Marketing stellen und dies angesichts einer zu erwartenden, mehrjährigen Phase ohne substanzielle Werbeerlöse.
Erfreut über die Entscheidung der KommAustria über den weiteren Ausbau von Digitalradio in Österreich zeigt sich der Verein Digitalradio Österreich. „Das Ergebnis der Interessenserhebung sowie die daraus abgeleiteten Entscheidungen der Behörde zeugt von Weitsicht in der Planung von digitalem Hörfunk in Österreich. Während DAB+ bereits heute europaweit der Standard für digitale Terrestrik darstellt, wird nun auch in Österreich die Infrastruktur für eine innovative Radiozukunft aufgebaut werden können“, zeigt sich Wolfgang Struber, stellvertretender Obmann des Vereins, zufrieden. Struber appelliert, Medieninnovationen weiterhin noch stärker zu fördern, mehr Vielfalt im Radio zu schaffen und vor allem mehr Wachstum für den Hörfunksektor als Gesamtes zu sichern.
Michael Ogris, Vorsitzender der Medienbehörde KommAustria, informierte über Resultate einer Bedarfserhebung, mit der die Behörde das Interesse unter Marktteilnehmern an DAB+ abgefragt hatte. Danach hätten sich ausreichend Interessenten gefunden, um nun eine Ausschreibung für Anfang des Jahres 2017 vorzubereiten. Geprüft werde noch, ob ein oder gleich zwei bundesweite Multiplexe, die bei sehr guter Qualität bis zu 15 Radioprogramme transportieren können, sowie weitere regionale Multiplexe auszuschreiben sind.
Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der RTR, stellte Programmveranstaltern für eine DAB+ Startphase eine Gesamt-Fördersumme von rund 1,5 Millionen Euro aus dem bei der RTR eingerichteten Digitalisierungsfonds in Aussicht. Bis einschließlich 2020 könnten voraussichtlich insgesamt 3 Millionen Euro zur Unterstützung von DAB+ aufgebracht werden.
DAB+ ermöglicht nicht nur eine Vielzahl neuer Hörfunkprogramme, sondern bietet vor allem eine völlig neue Dimension von Verkehrsinformationssystemen und Zivilschutz, die den Verkehr sicherer und effizienter machen wird und auch ein leistungsfähiges Notfallalarmierungssystem für Krisensituationen beinhaltet. Eines der wesentlichsten Argumente für DAB+ gegenüber mobiler Datenübertragung ist die hundertprozentige Verlässlichkeit auch in Extremsituationen.
Der Verein Digitalradio wird im zweiten Jahr „on air“ den Fokus auf die Weiterentwicklung von teils interaktiven Diensten, Verkehrsinformation und Zivilschutz (EWF) legen. Derzeit sind 15, teils neue Programme im Großraum Wien zu hören. Vorbehaltlich behördlicher Genehmigung werden demnächst 16 Programme mit an Bord sein.

Die Studie „Einführung von Digitalradio in Österreich“, sowie die Ergebnisse aus der Bedarfserhebung werden auf der Website der RTR veröffentlicht:
www.rtr.at/de/inf/SchriftenreiheNr12016
www.rtr.at/de/m/Interessenerhebung_DAB_plus