Sein goldenes Gelock von Reif bedeckt

Richtig altmodisches Lesevergnügen verschaffen einem die Bücher der englischen Autorin Barbara Pym (1913-1980), in denen es von 30-jährigen übriggebliebenen Jungfrauen, attraktiven Geistlichen, schrulligen Nachbarinnen und anglophilen Ausländern nur so wimmelt. Obwohl die vorliegende Geschichte um die humorvolle Dulcie Mainwaring im London der 1960-er Jahre spielt, bekommt man von dieser Zeit bis auf ein paar gelegentliche Bemerkungen zu Kleidung nicht viel mit. Man fühlt sich eher noch 100 Jahre zurückversetzt. Die Handlung, wer sich in wen, wie und warum verliebt, ist eher nebensächlich, vorrangig amüsant ist die Perspektive auf die Welt, wie sie die Hauptperson sieht. „Ihr jungen Frauen von heute seid so viel gescheiter als wir es waren. Das Leben war einfacher zu unserer Zeit. Wir mussten uns unsere eigenen Zerstreuungen schaffen. Vielleicht waren wir dadurch in manchen Dingen ernsthafter- uns unserer Verantwortung stärker bewusst“, wird aber heutzutage auch noch oft gesagt. Dass man hingegen die Haare eines Mannes so beschreibt, eher weniger: „Sein goldenes Gelock von Reif bedeckt“.
So hübsch wie das Äußere dieses Buchs, so unterhaltsam der Inhalt. Gemütliche Herbsttage mit einer Kanne Tee und guten Büchern können kommen.
Barbara Pym: In feiner Gesellschaft (Dumont)