Was für eine Karriere: vor 30 begann Wiebke von Carolsfeld als Verlagskauffrau bei Kiepenheuer & Witsch und nun veröffentlicht der Kölner Verlag ihr Debüt als Autorin. Sie lebt seit Jahrzehnten in Kanada, beschäftigt im Filmbiz und schrieb dieses Buch auch auf Englisch. Vielleicht braucht es dafür diesen sprachlichen Umweg, um solch eine traurige Geschichte in einen versöhnlichen, fast heiteren Familienroman zu verwandeln.
Wie überlebt man das Undenkbare? Tom weigert sich zu sprechen, nachdem seine Eltern auf brutale Weise sterben. Seine unfreiwillig kinderlose Tante Sonya nimmt ihn auf, kommt aber nicht an den traumatisierten Jungen heran. Bald ist Tom gezwungen, erneut umzuziehen, diesmal in die Claremont Street in der Innenstadt von Toronto, in der ihm seine liebenswert-chaotische Tante Rose und sein Weltenbummler-Onkel Will ein Zuhause geben. Mit der Zeit wird Toms Schweigen zu einer mächtigen Präsenz, die es dieser zerrütteten Familie ermöglicht, einander zum ersten Mal wirklich zu hören. Erst die Liebe zu dem kleinen Vollwaisen bringt die Erwachsenen wieder zusammen und rettet auch ihn.
Wiebke von Carolsfeld: Das Haus in der Claremont Street (Kiepenheuer & Witsch)