Über die Unsterblichkeit von Büchern und Menschen im Totenmonat November

Beim heurigen Bachmannpreis wurde der Text aus vorliegendem Buch vor allem von den männlichen Juroren heftigst verrissen, es wurde ihm Oberflächlichkeit, Mittelmaß und noch mehr Böses für ein Debüt vorgeworfen.
Die literarische Reisereportage des jungen Schriftstellers mit dem schönen Namen Leonhard Hieronymi ist- um es gleich subjektiv zu bewerten – eine höchst amüsante Gräberreise durch Europa. Der Ich-Erzähler begibt sich für ein Jahr entlang der Grabsteine Europas größter und kleinster Literaten nach den unheimlich Verschwundenen und den Unsterblichen. Durch Ohlsdorf, Constanţa, Wien und Prag, Häufiger als erhofft stößt er dabei auf knutschende Paare, Bonbonpapier, Champagnerflaschen und dann doch keine Mentholzigaretten; trifft Orgelsachverständige, Totengräber und Hermann Hesses Enkel, und es braucht neben Durchhaltevermögen nicht zuletzt Rotwein, eine Arminius-Schreckschusspistole und eine frisierte Vespa, bis er erstaunt zu dem Schluss kommt: Verschwinden ist Luxus.
Die Bachmnannjuroren kennen wahrscheinlich all die genannten AutorInnen, für die meisten LeserInnen bekommt man einen Anstoß und fängt sofort zu recherchieren an. Gab es diejenigen wirklich oder entspringen sie der Fantasie des Autors? Wohnt man in Wien kann man sich überhaupt gleich mit ihm auf einen schönen Spazierweg von Währing nach Grinzing machen. Und warum darf man sich nicht über Ovid und Goethe lustig machen?
Leonhard Hieronymi: In zwangloser Gesellschaft (Hoffmann & Campe)