Überraschend verstorben: Willi Resetarits

Der Musiker Willi Resetarits ist am Sonntag, 24. April im Alter von 73 Jahren verunglückt
(Foto: Lukas Beck)

Noch vor wenigen Wochen hätte er beim Benefizkonzert für die Ukraine im Wiener Ernst-Happel-Stadion auftreten sollen. Er musste das Konzert aber aufgrund einer Corona-Erkrankung absagen. Am Samstag, 23.April hat er noch den Flüchtlingsball im Wiener Rathaus eröffnet.
Willi Resetarits war ein ganz großer Brückenbauer, der menschlich und musikalisch keine Grenzen kannte, ein „Gutmensch“ im besten Sinne des Wortes.

Einer der ganz großen, heimischen Musiker

Am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren, wuchs Willi Resetarits wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren zog er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe „Schmetterlinge“ auf und machte bereits damals – etwa bei der Arena-Besetzung 1976 – mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam.
Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits‘ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ – neben vielen anderen – erhielt. Mit seiner „Chefpartie“ lockte er vor allem mit Coverversionen tausende Fans zu seinen Konzerten, mit der „Kombo“ – ab 1994 – kamen immer mehr Eigenkompositionen dazu.
Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums – allen voran mit Ernst Molden – widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen.
Sein Engagement für interkulturellen Dialog, unter anderem als Mitbegründer von „Asyl in Not“, „SOS Mitmensch“ und als Obmann des Vereins „Projekt Integrationshaus“ brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“.
2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.

Stimmen zum Tod

Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren. Als Mitbegründer von SOS Mitmensch, Asyl in Not und des Integrationshauses habe er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft eingesetzt. Er gab ihnen Würde & Hoffnung. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank.
Bundespräsident Alexander van der Bellen

Wir trauern heute um eine musikalische Legende, einen Ausnahmekünstler und nicht zuletzt einfach um einen sehr feinen Menschen. Willi Resetarits hat mit den Schmetterlingen die österreichische Musik modernisiert und politisiert, Zeit seines Lebens für die Schwachen in der Gesellschaft gekämpft und mit der Kurtologie sozusagen eine eigene wissenschaftliche Disziplin begründet. Ein Fixstern am österreichischen Musikhimmel und eine moralische Instanz geht uns heute verloren. Ich trauere mit seiner Familie, seinen Freunden und seiner treuen
Fangemeinde.
Kunststaatssekretärin Andrea Mayer

Heute ist ein großer Mensch und Künstler mit enormer Strahlkraft von uns gegangen. Willi Resetarits hat Generationen mit seiner Haltung geprägt. Er erhob seine Stimme nicht nur zum Singen, Willi Resetarits war auch immer ein politischer Mensch, der den interkulturellen Dialog in Österreich verkörperte. ‚Asyl in Not‘ und ‚SOS Mitmensch‘ wurden von ihm ins Leben gerufen. Als Ostbahn-Kurti spendete Resetarits ‚Trost und Rat‘, er verband seine Musik mit sozialen Fragen, lebte Solidarität und bewies stets auf beeindruckende Weise große Menschlichkeit“, so Kaup-Hasler.
Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler

Willi Resetarits stand für Solidarität und sozialen Zusammenhalt. Mit seiner Kunst hat Willi Resetarits die Menschen nicht nur unterhalten, sondern stets auch eine politische Botschaft vermittelt“, betont SPÖ Wien Parteivorsitzender, Bürgermeister Dr. Michael Ludwig. „Willi Resetarits war einer der ganz Großen, wenn es darum ging, für die Schwachen in unserer Gesellschaft einzustehen. Er war Gründer des Integrationshauses Wien und Mitbegründer von Asyl in Not und SOS Mitmensch. Willi Resetarits hinterlässt künstlerisch, menschlich wie auch politisch eine große Lücke“, so der Bürgermeister.
Tief betroffen zeigt sich auch SPÖ Wien-Landesparteisekretärin Barbara Novak, BA: „Noch gestern hat Willi Resetarits bei der Eröffnung des Wiener Flüchtlingsballs ein letztes Mal seine Stimme für Menschen, die in unserer Gesellschaft keine Stimme haben, in der Öffentlichkeit erhoben. Er hat Wien nicht nur durch seine Musik, durch seine unvergessenen Lieder, sondern auch durch seine Menschlichkeit geprägt. Seine legendären Konzerte, sein tiefgründiger Humor und sein großes Engagement für die Menschlichkeit werden uns stets in Erinnerung bleiben. Wir werden Willi Resetarits sehr vermissen“, so Barbara Novak. „Unser tiefes Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seiner Familie und seinen Angehörigen“, so Ludwig und Novak.
SPÖ Wien

Wir sind tief betroffen vom überraschenden Ableben Willi Resetarits. Wie wenige sonst hat er die Menschen mit seinen Songs nicht nur unterhalten, sondern auch berührt und immer die wenig Privilegierten im Auge gehabt. Von der legendären Proletenpassion bis zu seiner immerwährenden Unterstützung für das Integrationshaus Wien widmete er seine Stimmer jenen, die viel zu selten gehört werden.“, würdigen Sigi Maurer, Klubobfrau der Grünen und Eva Blimlinger Kultursprecherin das umfassende Wirken des Künstlers.
Die Grünen

Willi Resetarits wird fehlen.
Zum Abschluss möchte ich eines meiner Lieblingszitate von Willi mit euch teilen, aus einem Interview mit dem Standard vor ein paar Jahren:
„Hippie oder Punk?
Weder noch. Die sind enge Verwandte, und ich habe schlechte Erfahrungen mit beiden gemacht. Das sind mehrheitlich Egomenschen, die das mit gesellschaftlichem Engagement tarnen, indem sie sagen, wir sind gegen die da. Die Hippies sind Mitnoscher, die zu einer Party kommen und sagen, sie haben eh keinen Hunger, dann aber sofort zulangen. Punks glauben, sie haben mit ihrer Weltverachtung jedes Recht auf ihrer Seite. Punks haben einmal das Wuk besetzt und auf die Stiege, wo wir das Unterstützungskomitee gehabt haben, eine Wache hingestellt. Jetzt kann man sich vorstellen, welche Freude unsere Klienten mit dem gehabt haben: Vor Tod und Folter Geflüchtete mussten mit einem Kind aus besserem Hause, das sich kunstvoll verwahrlost hat, diskutieren, ob sie da jetzt durchdürfen oder nicht.“
Kübra Atasoy, Vorsitzende Asyl in Not

„Er war viel mehr als die Bühnenfigur des Ostbahn Kurti. Er war ein streitbarer Charakter, dem man gerne zugehört hat, weil er immer ein friedliches Miteinander vor Augen hatte“, stellt ÖVP-Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer fest.
„Willi Resetarits wird uns fehlen. Musikalisch wie menschlich“, ergänzt Peter L. Eppinger, Kultursprecher der neuen Volkspartei. „Schon vor meiner Radiozeit habe ich seine Musik, seinen unvergesslichen Schmäh entdeckt. Er blieb lange Zeit unerreicht in Österreich, hat in großen Hallen, Stadien und legendäre Konzerte auf der Kaiserwiese im Prater gespielt. Ich bin dankbar dafür ihn live erlebt zu haben“ so Eppinger weiter.
ÖVP Wien

„Willi Resetarits hat über 40 Jahre die österreichische Kultur- und Musiklandschaft entscheidend mitgeprägt. Eine starke Stimme der Menschlichkeit und des sozialen Engagements hat uns leider verlassen. Wohlüberlegt, in Ruhe und oft mit Humor verpackt, berührte er sein Publikum und die Öffentlichkeit. Ein Wächter des Guten. Willi wird unfassbar fehlen“, reagiert NEOS-Kultursprecherin Julia Seidl tief betroffen ob des plötzlichen Ablebens eines Ausnahmekünstlers.
Neos

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Mit Willi Resetarits verliert Österreich einen Ausnahmekünstler, der die österreichische Kultur- und Musiklandschaft nicht nur mit seiner Musik geprägt hat, sondern vor allem auch mit sozialem Engagement, Solidarität und Menschlichkeit. Mit ‚Trost und Rat‘ stand er unserem Publikum über viele Jahre in regelmäßigen Sendungen von Landesstudio Wien und Ö1 zur Seite. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.“
ORF sendet in Abänderung des Programms zahlreiche Sendungen auf seinen diversen Kanälen.

Willi war die Seele des Integrationshauses, er wird uns unendlich fehlen. Wir trauern um ihn. Und wir werden die Arbeit, die er begonnen und stets vorangetrieben hat, in seinem Sinne fortsetzen.
Sepp Stranig, Integrationshaus

Resetarits‘ plötzlicher Unfalltod „hinterlässt eine schmerzliche Lücke und ist ein herber Verlust. Das Ineinandergreifen von künstlerischem und sozialem Engagement habe viele Menschen ermutigt und inspiriert, sich für andere einzusetzen. Resetarits habe damit sehr viel zu einem friedlichen und respektvollen Zusammenleben in unserem Land beigetragen.
Michael Landau, Caritas

Zahlreiche, persönliche Erinnerungen von so vielen Wegbegleitern sind auf den sozialen Medien zu finden. Um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich von Willi Resetarits zu veerabschieden, hat Bestattung Wien ein Kondolenzbuch eingerichtet.