Beim heurigen Frequency Festival sorgten sie schon am Nachmittag für ausgelassene Stimmung und zeigten, dass sie auch Stadionrock können. Die Rede ist von der Grazer Band Granada, die gemeinsam an den aktuellen Songs schrieben und darüber auch gemeinsam Rede und Antwort standen. (Foto: Michael Feichtenberger)
Das aktuelle, mittlerweile vierte Album wurde erstmals mit einem Produzenten aufgenommen. Was gab den Ausschlag dafür?
Es war diesmal vieles anders, vor allem bandintern als auch die Arbeit mit einem Externen. Neu ist, dass wir diesmal alle gemeinsam an den Songs schrieben. Ein paar Tage ging es dafür auf eine abgelegene Hütte, wo wir gemeinsam gewohnt und geschrieben haben. Danach wurde im Studio in Graz intensiv daran weitergearbeitet. Diese Zeit war mitunter die kreativ gesehen produktivste. Das gemeinsame Erarbeiten der Songs im Live-Umfeld brachte einen sehr hohen Output und machte unheimlich viel Spaß.
Einen maßgeblichen am Sound des Albums hat aber natürlich Produzent Paul Gallister, es war eine sehr gute Entscheidung, ihn mit ins Boot zu holen. Sein Input und seine kreative Ideen formten das Album dann final. In diesem Zeitraum entstand so etwas wie ein großes kreatives Spielzimmer bei dem sich jeder austoben konnte.
Wenn vom Granada-Sound die Rede ist, wird oft die für eine Popband ungewohnte Instrumentierung mit Akkordeon erwähnt. Ist es für den Granada-Signature-Sound zuständig?
Dazu eine Anekdote: wir haben den Song „Feiawerk“ anfangs Freunden vorgespielt und die meinten, es sei wieder ein typischer Granada-Song geworden, ohne zu merken, dass diesmal das Akkordeon nicht dabei ist. Es ist total schwierig, dem eigenen Sound auf die Schliche zu kommen, denn unsere Wahrnehmung ist oft eine ganz andere als die vom Publikum. Dazu kommt, dass Paul sehr viel mit Synthesizern arbeitete, um die Musik auch zeitlich den Texten anzugleichen.
Das Album hat eine enorme Bandbreite von der Stadionhymne „Feiawerk“ bis hin zu Balladen wie „Schon wieder zu spät“ oder das gefühlvolle „Wimper“. Sind die Granada-Musiker heimliche Romantiker?
So heimlich sind wir nicht, wie man an gewissen Liedern erkennt. Wir wollten mit diesem Album auch ein wenig innehalten und die Vergangenheit aufleben lassen, alle diese ersten Male, die man im Moment nicht erkennt und die erst im Nachhinein als wichtig erscheinen. Deswegen auch der Albumtitel: 1‘30 – also 1 Minute und 30 Sekunden – was per definitionem die Einheit eines Moments ist. Wir haben für das Album verschiedene Momente gesammelt und Stationen des Lebens verarbeitet. Der jugendliche Elan ist einer gewissen Nachdenklichkeit gewichen, wenn man etwas über einen längeren Zeitraum macht, wird man automatisch geübter und wenn man 1:30 nun als textlich und musikalisch gereift bezeichnen möchte, ist es uns auch recht.
Mir erscheint es wie der Soundtrack einer Generation in dem Fall der 30+. Liege ich mit dieser Vermutung richtig?
Natürlich wird einem die Vergänglichkeit des Lebens mit der Zunahme an Lebensjahren bewusster, das Momentum in dem ich mich jetzt befinde, ist auch gleich wieder vorbei, diese Vergänglichkeit erstreckt sich von damals bis heute bis hin zu zukünftigen Ereignissen. Und auch wir stellen uns verwundert die Frage: „Wann ist es zuletzt wieder so spät geworden“? Wir blicken zurück, um ein wenig rauszufiltern, warum wir so geworden sind, wie wir sind.
Hat ein Album in Streamingzeiten noch Relevanz?
Für die Fans auf alle Fälle und wir freuen uns sehr, dass die Nische der Vinylfans sich weiter vergrößert. Wirtschaftlich muss man aber feststellen, dass es natürlich auch ein Vertrauensvorschuss unserer Firma Sony Music ist. Wir wissen alle, wie schnell sich das Musicbiz dreht und nur die ganz Großen von den Streamingplattformen profitieren. Wir freuen uns über Liveauftritte und wenn wir dort auch noch unsere Musik verkaufen können, umso besser.
Wir sprachen vorhin über die Bandbreite der Songs: ist das der Grund, dass Granada auf diversen Radiostationen gespielt wird?
Uns ist tatsächlich das Kunststück gelungen, auf Ö3 und FM4 gespielt zu werden und in so einem kleinen Markt wie Österreich sind die Radiostationen noch immer sehr wichtige Partner. Auch von dort kommt dann Publikum zu unseren Konzerten, die uns bis dahin nicht kannten. Wir sind schon sehr gespannt auf die nächsten zwei Monate, wo wir in Österreich und Deutschland auftreten werden.
Granada: 1‘30 (Sony)
Facts über die Grazer Band Granada
Mitglieder:
Gesang: Thomas Petritsch
Gitarre, Gesang: Lukacz Custos
Akkordeon, Gesang: Alexander Christof
Bass, Gesang: Jürgen Schmidt
Schlagzeug: Roland Hanslmeier
Das Debütalbum „Granada“ aus 2016 stieg auf der Platz 38 der österreichischen Albumcharts ein, mit dem Nachfolger „Ge Bitte“ (2018) konnte Platz #7 erklommen werden und ihr drittes Album „unter Umständen“ (2021) landete auf Platz #8.
▪ Millionen Streams auf Spotify
▪ Airplay auf FM4, Ö3, Antenne, Soundportal, Bayern 3, Puls, rbb, egoFM, Flux FM …
▪ Gewinner des Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie „Alternative“ (2022), Nominierungen in der Kategorie „Alternative“ (2017, 2019) und für den „FM4 Award“ (2017, 2022)
▪ Auftritt (Headliner) am FM4-Geburtstagsfest 2023
▪ Auftritt beim Frequency 2024
Tourdaten ( ab 16.10.)
https://www.granadamusik.com/