„Wo sind meine Brüder?“

Mit den heiteren Erinnerungen eines Joachim Meyerhoffs hat dieser Roman wenig zu tun, wenngleich sich die Beziehungen der drei Brüder untereinander ein wenig ähneln, aber der schwedische Schriftsteller Alex Schulman arbeitet mit härteren Bandagen.
Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der bestimmenden Mutter, die abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war und Vaters Resignation haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Die Eltern rauchten und tranken und waren das Gegenteil von „Hubschrauber-Eltern“, so konnten die Buben ausprobieren, was sie wollten, bis hin zum großen Wendepunkt. Was war geschehen, dass die Brüder letztendlich so auseinander trieb?
Schulman gelingt es fantastisch, die Stimmung in der Familie zu beschreiben, die Momente fröhlicher Unbeschwertheit, die sofort ins Gegenteil kippen konnten, das laissez-faire einerseits und die darauffolgende Strenge, die Kommunkationslosigkeit zwischen Vater und Söhnen und das allgemeine Unbehagen der Heranwachsenden mit dem Lebensstil der Eltern. Und doch war eine bedingungslose Liebe vorhanden!
Alex Schulman: Die Überlebenden (dtv), Übersetzung: HannaGranz, Euro 22,-