Das gute alte Gefälle zwischen Geld und Geist

Yasmina Reza muss aufpassen, in Peter Richter ist ihr richtige Konkurrenz entstanden, wenn es um das Genre  „Kammerspiele für Paare“ geht. Der ehemalige US-Korrespondent der SZ hat sich für diesen Roman das wunderschöne Setting der Hamptons, Luxusurlaubsdestination nördlich von New York ausgesucht. Es fängt so idyllisch an für die beiden Paare Stefanie und Richard, Vera und Alec, die Berlin hinter sich gelassen haben, nun  in New York leben und sich mit den Kindern einen langen August an den Stränden der Hamptons gönnen. Aber schon bald wissen sie nicht mehr, wie es weitergehen soll. Richard, der fröhliche Immobilienmakler ist offenbar doch nicht so erfolgreich, seine Frau Stefanie, eine ehemalige TV-Moderatorin ist strenge Veganerin und einem österreichischen Yogi verfallen („Yoga dudes mit ihren hochgesteckten Duttfrisuren“), Vera eine erschöpfte Ärztin aus Karl Marx-Stadt und ihr Mann Alec, ein Intellektueller, der jedoch nie mit seinem Buch fertig wird. Am Anfang ist es noch heiter, man bespricht, wo es die besten Lobster Rolls und Clam Chowders zwischen Southampton und Montauk gibt, aber einemrSpinnerin gleich lässt der Autor seine vier Personen sich in ihren gegenseitigen Netzen verfangen.
Richter ist ein sehr genauer Beobachter, der seine Spitzen ganz gezielt setzt, jeder Lebensentwurf wird  durch sein Gegenteil konterkariert und so kommt es, dass es ihm gelingt, die Langzeitbeziehung zwischen alternativer Sinnsuche und völkischem Denken ganz logisch aufzudröseln. Jetzt heißt es schnell das Buch lesen, denn Richter hat richtig erkannt, dass die Urlauber im August schon wieder nervös werden!
Peter Richter: August (Hanser), Euro 22,-