„Wohl eine der schönsten Arbeiten“

Sieht das Waves Vienna als  wichtige Einrichtung für die Musikbranche: Festivalleiter Thomas Heher (Foto: Sarah Parnhofer)

Anfang September (5.-7.9.) findet wieder das Clubfestival „Waves Vienna“ statt. Was im 14. Jahr anders sein wird, wie die internationale Vernetzung funktioniert und was es heuer noch zu entdecken gibt, gibt Thomas Heher, Veranstaltungsleiter schon vorab preis.

Was ist neu am heurigen Waves Festival? 
THOMAS HEHER: Die wohl augenscheinlichste Neuerung ist im Bereich der Conference angesiedelt, wo wir eine umfassende Kooperation mit der bzzzz auf Schiene gebracht haben. Dabei werden die beiden Konferenzen gleichzeitig an den gleichen Orten abgehalten und die Besucher*innen der bzzzz haben vollen Zutritt zu allen Veranstaltungen der Waves Vienna Conference und ungekehrt.
Wichtige Neuerung ist aber auch die Einführung eines Spotlight im Rahmen der Conference. So werden wir neben Kolumbien als Guest of Honor auch ein Spotlight auf das Thema „Road to Berlin“ lenken, wo wir die Städte entlang der Touring-Route Wien-Berlin etwas genauer unter die Lupe nehmen wollen. Genannt seien hier Dresden, Prag und Brünn.

Welche Erfahrungen konnte man in 14 Jahren gewinnen: was interessiert am meisten, wo gibt es noch Defizite?
HEHER: Das Waves Vienna hat sich in den 14 Jahren mittlerweile mehrmals neu erfunden, neu aus- und aufgerichtet und stets versucht einerseits den Wünschen und Bedürfnissen des Publikums wie auch der Branche gerecht zu werden und auf der anderen Seite auch Impulse zu setzen. Zentraler Mittelpunkt ist dabei immer die Internationalisierung, das Kennenlernen von neuem, das sich inspirieren lassen und sich zu vernetzen. Hier gibt es nach wie vor einen großen Bedarf, den wir versuchen ein wenig zu erfüllen. Um Einiges besser wurde der tatsächliche Austausch zwischen Ost- und Westeuropa wie auch die Aufmerksamkeit für Musikproduktionen aus Osteuropa. Was 2011 noch unglaublich schwierig war, auch weil viele Strukturen gefehlt haben, ist mittlerweile schon machbarer. Es gibt in Osteuropa Musikexport-Büros, Showcase-Festivals, Konferenzen, Residencies, Förderprogramme und vieles mehr – oftmals sogar agiler, reflektierter und innovativer als in manch westeuropäischen Land.

Für wen ist das Festival konzipiert: Musikbranche oder breites Publikum?
HEHER: Für die Musikbranche auf jeden Fall, aber auch für ein breites musikaffines Publikum. Waves Vienna ist wohl eher kein Festival für Party-People. Es gilt neue Musik zu entdecken, sich mit dem Line-Up, das für die meisten wahrscheinlich eher unbekanntes Terrain darstellt, auseinander zu setzen. Und ein erfolgreiches Entdecken heißt auch immer bis zu einem gewissen Grad Arbeit – auch wenn es wohl eine der schönsten Arbeiten überhaupt ist.

Sprechen Sie noch immer von einem Entdeckerfestival bzw. können Sie ein paar Erfolgsgeschichten von MusikerInnen aufzählen?
HEHER: Ja, Entdeckerfestival trifft es noch immer am besten. Natürlich gibt es auch die ein oder andere Erfolgsgeschichte, ob sich die das Waves Vienna an die Fahnen heften kann, sei aber dahingestellt. Aber zumindest könnte man getrost behaupten Acts wie Yung Blud, Sohn, Dillon, Cari Cari, Anne-Marie, Charli XCX, Soap&Skin, oder Bilderbuch noch in sehr intimen Rahmen gesehen zu haben.

Was sind bei den Panels heuer die wichtigsten Themen?
HEHER: Neben den Panels zu unserem Guest of Honor Kolumbien und dem Spotlight „Road to Berlin“ dreht sich dieses Jahr viel um das Thema Management, aber es wird auch ein sehr gut besetztes Panel zum Thema Music Sponsoring geben, wo es um die Motivation von Brands geht sich im Musiksponsoring zu engagieren.

Wie entstand der Kontakt zum doch weit entfernten Gastland Kolumbien?
HEHER: Der Austrian Music Export hat im November 2023 eine Fact Finding Mission nach Kolumbien unternommen und der Outcome war sehr vielversprechend. Die Szene im zweitgrößten südamerikanischen Markt nach Brasilien ist sehr vielfältig und dynamisch und von öffentlicher Hand gibt es viele Förderinitativen und man ist europäischen Repertoire gegenüber enorm aufgeschlossen und interessiert.
Erhält das Festival nach 13 erfolgreichen Ausgaben weiterhin ausreichend Unterstützung?
HEHER: Ja, der Support von öffentlicher Hand ist da – ich denke man sieht, dass Waves Vienna eine wichtige Einrichtung ist und viele Impulse für die ganze Branche setzen kann. Von der Branche selbst und dem Publikum steigt das Interesse weiterhin und das motiviert das Team natürlich ungemein.

Was wünschen Sie sich für Ihr Festival?
HEHER: Dass wir mit unserer Arbeit zu einer positiven Entwicklung der heimischen Szene und des Marktes beitragen können und vielleicht auch da und dort gesellschaftliche Impulse setzen können oder die Wahrnehmung für Probleme und Missstände in der Branche verbessern.

Factbox
Waves Vienna – Musikfestival & Konferenz
5-7 September 2024
Tickets, Website, Instagram, YouTube, Spotify-Playliste
Musikfestival entlang des Gürtels und Konferenz rund um den Karlsplatz in Wien
Tickets: 58€ (bis 31 Juli, danach 72€)
Lineup: www.wavesvienna.com