Worte wichtiger als Pommes frites

Wenn man Sprache gut kennt und kann, dann ist es auch möglich über sein Innerstes wahrheitsgetreu zu erzählen, ohne exhibitionistisch zu wirken. Dem Journalisten Andreas Altmann gelingt es in seinem neuesten Buch, das sich um seine drei Hauptthemen dreht, nämlich Leben, Reisen und Schreiben auf das Vorzüglichste.
Er erzählt darin in seiner unnachahmlichen Sprache von prägenden Begegnungen und besonderen Erlebnissen, reflektiert über das In-der-Welt-Sein und die Abgründe der menschlichen Existenz und berichtet von außergewöhnlichen Orten, beeindruckenden Charakteren und ihren Schicksalen. Für Altmann haben äußere Werte keinen Sinn, es ist ihm egal, ob er in einem Zelt für 2 Euro oder in einer Suite für 3500 Dollar übernachtet, Hauptsache, der Aufenthalt bringt Mehrwert, sprich Verständnis für die Welt. Er erfährt über sich und die Welt etwas, wenn er die letzten Stunden eines Leprakranken begleitet oder zu Mitternacht den Schwulenpark in New York durchquert. Altmann scheint keine Angst zu haben, reisen ist für ihn Flucht vor dem Unglück. Vielleicht passiert ihm, der sich in Extremsituationen begibt, deswegen nicht allzu viel Schlimmes, da er sich erstens  klug vorbereitet und zweitens ein unglaublich freundlicher Mensch sein muss. Ganz kleine Erfolge hat er mit seinem Interesse an seiner Umwelt auch persönlich, wenn sogar die berüchtigten Pariser Snobs mittlerweile Empathie und Aufmerksamkeit zeigen.
Andreas Altmann: Morning has broken (Piper) Euro 22,-