Wer die Bücher von Thommie Bayer kennt, weiß, dass er ein großer Italienliebhaber ist, aber dass er sich auch in Wien so gut auskennt, ist neu. Wie es sich für Künstler und Intellektuelle ziemt, spielt das Café Engländer eine Rolle, aber auch ansonsten kommt Wien ganz gut weg, eventuell müsste man am Wienerischen noch ganz leichte Verbesserungen anbringen…
Im vorliegenden Buch geht es um die Freundschaft von drei Männern, die sich in ihrer Jugend kennenlernten und nun auf die 70 zugehen. Ihre Freundschaft überstand schwere Prüfungen (tja immer die Frauen!), aber nun machen sich Paul, der ehemalige Lektor und Schubert, der Filmkomponist ernsthafte Sorgen um ihren Freund Georg, dessen Frau verstorben ist und der Neo-Witwer daraufhin umgehend verschwand. Hat er sich etwas angetan, wohin soll er geflüchtet sein?
In Rückblenden wird das Leben der drei Männer aufgerollt, während sich die beiden Verbliebenen von Wien aus auf die Reise über Ligurien bis an die Cote d’Azur machen. Das ist natürlich eine wunderbare Gelegenheit, um wieder ein bisschen Italianatà in die Geschichte einzubringen und beim Lesen Adriano Celentano zu hören. Und ob Bayer seinem Lektor mit dieser Geschichte Reverenz erweist, ist deren Geheimnis.
Es ist große Klasse, wie leichtfüßig Bayer eine doch dramatische Geschichte erzählen kann und so banal es klingt: zum Leben gehören die Tiefen ebenso dazu.
Thommie Bayer: Einer fehlt (Piper) Euro 24,-
2 Künstler und 1 Lektor
