Ach, Mann, wie blöd!

Vor 2 Jahren durften wir die Wut, Trauer und Durchhaltevermögen der frankokanadischen Diane, die von ihrem Mann ganz klassisch für eine jüngere Frau verlassen wurde im Debüt der kanadischen Schriftstellerin Marie-Renée Lavoie („Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau“) miterleben, nun hat ihre Protagonistin ihr Leben wieder halbwegs im Griff.
Sie lebt in einem rein weiblichen Dreigenerationenhaus, zusammen mit ihrer besten Freundin Claudine, deren Tochter Adèle und Mutter Rosanne, was für teils sehr amüsante Zusammenstöße sorgt, sie arbeitet als Kindergartenhelferin und muss sich dabei vor allem mit den nervigen Eltern rumschlagen, ihre 3 erwachsenen Kinder kümmern sich liebevoll um sie, gelegentlich hat sie Sex mit einem Bauarbeiter(! tja die schwieligen starken Hände) und auch ihr geplagter Ex-Ehemann kommt vor. Man kennt also diesen speziellen, frankokanadischen Kosmos und freut sich vor allem über die sarkastischen Bemerkungen, mit denen Diane die Gesellschaft beurteilt. Ob Ärzte, Teenager, Barbekanntschaften, das Alter oder Gewicht, (die vielen kulinarischen Genüsse im „La Casserolle“ mit ihrer Freundin hinterlassen Spuren), sie alle kriegen ihr Fett ab und kompensieren die ein wenig eintönige Handlung.
Lavoie hat eine überaus bissige Zunge und wurde kongenial von Anja Mehrmann ins Deutsche übersetzt. Wer wusste schon, dass es eine Hausfrauenfußkrankheit gibt? Schön anschaulich auch, wie sie einen Restaurantbesuch eröffnet: „ Die junge Empfangsdame trug ein Kleid in der Größe eines Papiertaschentuchs, das dies tragisch wichtigen Teile ihres Körpers mit der Magie von Schnüren, so dünn wie Zahnseide, bedeckte“ oder … der Körper als ein gelungenes Ergebnis der Evolution der Arten“.
Was man wirklich fürs Glücklichen braucht, bleibt offen, aber der Schluss deutet auf viele Ideen hin.
Marie-Renée Lavoie: Tagebuch einer überaus glücklich Geschiedenen (Eichborn) Euro 18,-