America doesn’t want you

Eine Berufsgruppe, die besonders auch unter den Coronaeinschränkungen litt, waren die SchauspielerInnen. Was tun ohne Auftrittsmöglichkeiten, ohne Publikum, ohne Perspektive? In Österreich entstand in dieser Zeit die ganz witzige Online-Serie „Die Maßnahme“ von Claudia Kottal mit befreundeten Schauspielerinnen. War gut gelungen, aber wenn man eine Anstalt wie die BBC im Rücken hat, geht es nun mal leichter.

Die beiden Schauspieler, der Schotte David Tennant (Dr. Who, Harry Potter) und der Waliser Michael Sheen (Midnight in Paris, Twilight Saga) sitzen jeweils in ihren Häusern und versuchen als Trockentraining schon die Vorbereitungen für ihr nächstes gemeinsames Stück im Westend. Beiden fehlt die Lust und das große Lamento beginnt. Zum Glück haben sie einen gemeinsamen „Feind“, den Regisseur Simon Evans, der in Wirklichkeit die Serie schrieb und drehte. So wie die beiden, auch im wirklichen Leben Freunde, sich unterhalten, würde man niemals darauf kommen, dass es sich um eine scripted series handelt.
Meist sind die beiden langhaarigen Männer in ihren Wohnzimmern zu sehen, doch um dem Ganzen noch mehr den Charakter einer realen Dokumentation zu verleihen, gibt es auch Außenaufnahmen oder Gespräche mit den Ehefrauen. Aufgrund des Erfolgs kam es zu einer zweiten Staffel bei der Berühmtheiten wie Whoopi Goldberg, Judi Dench, Ben Schwartz, Michael Palin, Ewan McGregor, Hugh Bonneville oder Christoph Waltz auftreten. Wenn Whoopi Goldberg den beiden, in ihrer Ehre verletzten Schauspielern ingrimmig zuruft: „America doesn’t want you“, könnte man direkt Mitgefühl für das bei Schauspielern oft überstrapazierte Ego entwickeln.
Nach 2 Staffeln ist Schluss mit dieser wirklich realen, überkomischen, typisch britischen Serie, die man unbedingt im Original sehen sollte, um auch die Unterschiede in der verbalen Zugangsweise zum walisischen genießen zu können.
Staged (Canal+)