Bescheiden war gestern

Diese Gesellschaftssatire funktioniert genauso gut wie ein intelligenter Fernsehkrimi. Man kennt das Personal, die Umstände, die Häuser und während man das gewohnte Bild noch absorbiert, passiert etwas Ungewöhnliches.
Ähnlich geht der Autor Georg M. Oswald vor, der davon erzählt, wie eine überraschende Erbschaft eine Kleinfamilie auf neuen gesellschaftlichen Status hebt und nicht alle damit glücklich sind.

Für Tatjana, Nikolai und ihre zehnjährige Tochter Marie kommt sie fast überraschend: die Erbschaft von Tante Rose, die ihnen ein neues Leben ermöglicht. Aus der liebgewonnenen Altbauwohnung ziehen sie in Tante Roses Villa und in ein Viertel mit vermögenden Nachbarn, die alle Geheimnisse zu haben scheinen. Was zunächst anmutet wie die Erfüllung eines Traums, stellt die Familie bald auf eine schwere Probe.
Während es für Tatjana kein Problem zu sein scheint, sich neuerdings mit Geld alles kaufen zu können – und zwar keineswegs materielle Dinge sondern eher katholische Privatschulen, gesellschaftliche Akzeptanz etc. und auch das Töchterlein sich in die Reichenkonklave gut einfügt, plagen Nikolai Gewissensbisse und er vermutet, dass bei den Nachbarn der Reichtum nicht nur aufgrund ehrliche Arbeit zurückzuführen ist. Als er zusätzlich erfährt, wie die Familie zur neuen Villa gekommen sind, fühlt er sich immer unwohler…
Literarisch raffiniert und mit feinem Gespür für seine Figuren und ihre Lebenswelten erzählt Georg Oswald von schlummernden Sehnsüchten und platzenden Illusionen. Eine Parabel unserer Zeit.
Georg M. Oswald: In unseren Kreisen (Piper) Euro 25,-