Menschen ein Leben lang kennen

Schön und traurig- genau wie seine Bücher – ist die Tatsache, dass nun auch der erste Band der Holt-Romane von Kent Haruf auf Deutsch erschienen ist, aber aufgrund seines frühen Todes 2014 es nie wieder neue geben wird.
Dieser in weiten Kreisen noch immer unbekannte, amerikanische Schriftsteller ist einer der besten Chronisten seiner Zeit. Alle seine sechs Romane spielen in dem fiktiven Ort Holt in Colorado und man braucht die einzelnen Geschichten nicht in einer Reihenfolge lesen, wird aber zwischenzeitlich immer wieder auf Figuren stoßen, die man schon aus anderen Romanen kennt. In leicht lesbarer Sprache, nachdem er hauptsächlich einfache Menschen – zumeist Farmer – portraitiert, die sich durch Widerstandskraft und Schlauheit auszeichnen, verschlingt man diese Geschichten. „Sie hat eine feste Vorstellung davon, wie Dinge zu sein haben, und gewöhnlich sorgt sie dafür, dass sie sich genau so entwickeln.“
Es passiert einerseits nicht viel, aber andererseits liegt dauernd Spannung in der Luft, da man immer Angst um seine HeldInnen hat.
In seinem ersten Roman, der nun auf Deutsch vorliegt, wird die Geschichte der achtzigjährigen Edith Goodnough erzählt, die wegen eines schweren Verbrechens verhaftet wird. Wie es dazu kam, erinnert sich der Nachbar.
Man erfährt so viel über das Farmer – Leben im letzten Jahrhundert, das hauptsächlich aus Mühsal, Gewalt und Streben bestand und trotzdem ganz eigenwillige Charaktere hervorbrachte.
Wahrhaftig und einfühlsam entführt Kent Haruf abermals in ein Leben, in dem es an dem meisten fehlt, in dem es Herz und Beharrlichkeit braucht, um die Geschenke darin zu entdecken.

Kent Haruf: Das Band, das uns hält (Diogenes) Aus dem amerikanischen Englisch von pociao und Roberto de Hollanda. Euro 28,-