Die Autorin Claire Lombardo hat die Pandemiezeit offenbar genutzt, kurz nach ihrem Debüt „Der größte Spaß, den wir hatten“, wieder einen Schmöker zu schreiben, mit Qualitäten, die schon ihr erstes Buch ausmachten: das Konstrukt Familie wird zerlegt, jede einzelne Person von allen Seiten analysiert, die Fragilität von langjährigen Beziehungen offengelegt, ein paar Irrwege eingebaut und das alles unterlegt mit unglaublich trockenem Humor.
„Eine Liste von Dingen von denen sie nicht überzeugt war: Rosinen, Liberalismus, Duftkerzen,Weiße mit Dreadlocks, Leute mit einem IT-Abschluss, Kleenex mit Balsam, …Eltern, die ihre Kinder als unsere Sprösslinge bezeichneten…Amerikaner, die zu enthusiastisch über entfernte irische Vorfahren sprachen.“
Manchmal kann Julia Ames es gar nicht fassen, was für ein unwahrscheinlich schönes Leben sie führt. Mit Mark hat sie seit Jahrzehnten einen liebenden Ehemann an ihrer Seite, zusammen haben sie zwei Kinder in die Welt gesetzt, auf die sie stolzer nicht sein könnte. Doch Glück ist nur ein vorübergehender Zustand, wie Julia schnell feststellen muss – Familie bleibt einem hingegen ein Leben lang erhalten.
Gefangen zwischen ihrer bewegten Vergangenheit und der chaotischen Gegenwart verliert Julia zunehmend die Kontrolle.
Julia ist keine angepasste Frau sondern eine, die es sich erlaubt, trotz aller an sie gestellten Erwartungen oft ganz andere Entscheidungen zu treffen, die nicht immer die „richtigen“ sind, aber für sie schlüssig. Sie ist eine, die Neuem aufgeschlossen ist und den aufgesetzten Harmonien trotzt. Gefühle sind immer kompliziert, aber wenn sie so gekonnt wie von der Autorin aufgeschlüsselt werden, kommt einem dann doch wieder vieles stimmig vor. Ob sich Julia Roberts schon die Rechte für eine Verfilmung geschnappt hat?
Claire Lombardo: Genau wie es immer war (dtv), übersetzt von Sylvia Spatz, gelesen von Andrea Sawatzki, Euro 26,-