Öfters überschätzen sich Autorinnen wenn sie ihre eigenen Bücher einlesen, aber bei Nele Pollatschek funktioniert es blendend. Ihre helle Stimme konterkariert auf das Beste die Nöte ihrer Hauptperson, des Endvierziger Lars, der in den letzten Tagen des Jahres sein chaotisches Leben noch auf richtige Bahnen lenken möchte. Seine bis dahin geduldige Frau braucht eine Auszeit, die Kinder sind in den Teenagerjahren und sein Vorhaben, das „beste Buch der Welt“ zu schreiben, muss auch immer wieder aufgeschoben werden. Nun setzt er sich ein Ziel: mit einer To-Do-Liste will er alle Versäumnisse abarbeiten und seine Familie wieder zurückgewinnen.
Ob es eine Steuererklärung, die Zubereitung eines Nudelsalats oder die fehlende Kommunikation mit dem eigenen Vater ist, alles soll erledigt werden und endet doch immer wieder in Prokastration, da Lars dazwischen so viel nachdenken muss. Zum Glück für uns HörerInnen, denn dadurch wird die Geschichte auch philosophisch aufgewertet. Ein humorvolle, kluge Abhandlung über ein Leben in unserer Gesellschaft, in der man leicht überfordert sein kann.
Nele Pollatschek: Kleine Probleme (KiWi), gelesen von der Autorin (tacheles!) Euro 20,-