Mit 40 Jahren ist sie gut bezahlte Journalistin bei der „Zeit“, aber bis dahin lebte Anna Mayr von wenig Geld. Wie schnell es gehen kann, dass man ohne nachzudenken, sich viele Dinge gönnt, die früher unerreichbar waren, schildert die Berlinerin überaus persönlich und zT. nachvollziehbar.
Geld gab es in ihrer Familie immer zu wenig. Als Kind fragte sie sich deshalb, wie manche achtlos hunderte Euro für Taschen, Schuhe, Steaks ausgeben können, während es gleichzeitig so viele Menschen gibt, für die 100 Euro ein kleines Vermögen sind. Inzwischen ist sie selbst eine von denen geworden, die verschwenderisch Geld ausgeben: 60 Euro für einen Skipass, 225 Euro für eine Katzentherapeutin, 748 Euro für ein Brautkleid. Immer noch rechnet sie die Beträge beim Bezahlen in Hartz-IV-Regelsätze um.
Ob es um eigene „guilty pleasures“ geht oder um politische Entscheidungen, die wiederum das eigene Verhalten prägen (Krankenversicherung, Fleischverzicht etc.), Mayr macht deutlich, wie effektiv der Konsumismus ist und wir uns alle gerne darin verirren. Es ist keine Anklageschrift gegen „die da oben“, obwohl sie schon transparent macht, warum es zB. heutzutage unmöglich ist, sich ohne Ererbtes eine Eigentumswohnung zulegen zu können. Und weil in der Weihnachtszeit immer viel von Spenden die Rede ist, hat sie nicht recht, wenn sie schreibt, „wenn man Geld für andere ausgibt, dann fühlt es sich nach viel mehr an, als wenn man es für sich selbst ausgibt“?
Anna Mayr: Geld spielt keine Rolle (Hanser Berlin) Euro 22,-