Krachendes Filmende

Ein richtiger Ungustl ist der Ich-Erzähler Richard Hudson und trotzdem denkt er auch die „richtigen“ Gedanken.
Zwar ist er sehr erfolgreicher Gebrauchtwagenhändler in Los Angeles Ende der 1950-er Jahre, als die Stadt so richtig zu boomen begann und jede Familie mindestens ein Auto brauchte, aber sein Wunsch ist es, etwas Kreatives zu schaffen. Nachdem er ein großer Filmfreund ist, fühlt er sich der Filmkunst am meisten verbunden und so beginnt er mit Unterstützung des zweiten Mannes seiner Mutter, der selbst ein „Filmwunderkind“ war, bevor er zum Kassengift mutierte, zum Drehbuchschreiben. Die Mutter ist die einzige Frau, die er nicht als Schlampe bezeichnet, sondern sie ist für ihn noch immer Goddess, besonders wenn er gemeinsam mit ihr tanzt, entsteht eine ziemlich inzestuöse Erotik. Sein Drehbuch wird angenommen, er darf selbst Regie führen und so entsteht mithilfe der filmischen Gewerke ein über dreistündiger Thriller, der nach dem Schnitt nur mehr auf 63 Minuten kommt. Für Hudson ist es der perfekte Film, doch kein Kinoverleiher würde einen auf 4 Rollen komprimierten Streifen zeigen. So hat der Studiobesitzer die Idee, daraus den Auftakt zu einer Fernsehserie zu machen, für Hudson eine Unmöglichkeit und er beginnt zu wüten.

Das Buch selbst wirkt wie ein Tarantino-Film mit seinen grotesken Gestalten, seiner Liebe zur Filmkunst und seine Infragestellung des „American Way of Life“.  Im Zentrum von Willefords Roman steht die Erfolgsethik des amerikanischen Traums, wonach alle, die im Sinne des Hyperkommerz nicht konkurrenzfähig sind, gnadenlos ausgestoßen werden. Kreativität bleibt auf der Strecke; Kultur versackt in einer grausam verzerrten Masse, hat Kunst keine Botschaft, so ist sie bedeutungslos.
Charles Willeford: Filmriss (Pulpmaster) Euro 15,-