Die Geschichte der Familie Finzi

In etwas gleich weit ist Plovdiv/Bulgarien von Wien entfernt wie Paris und doch so unterschiedlich. Während man mit Bildern, Geschichten, Filmen und Musik aus der französischen Hauptstadt außerordentlich gut versorgt ist, weiß man über Bulgarien eher wenig, noch dazu aus den 1970-er Jahren. Abhilfe schafft ein Hörbuch des gefragten Schauspielers Samuel Finzi, der sich an seine Jugend in dem damals streng sozialistischen Land erinnert.

Da ist der elegante Großvater, der seine Hüte noch aus den Zeiten des Zaren retten konnte. Die zähe Großmutter Mathilda, die die stalinistische Psychiatrie samt Elektroschocks und Eiswasser überlebte. Die Mutter, die es versteht, aus einer Scheibe Parmaschinken die ganze Leichtigkeit des Dolce Vita zu ziehen. Und der Vater, der seinem Sohn auf einer Reise in den Westen das Tor zur Freiheit aufstößt: Diese bunte, vielgestaltige Welt erkundet der junge Samuel und ahnt schon bald, dass das Glück jenseits der engen Grenzen der Heimat wartet.
Obwohl er chronologisch vorgeht, kann man das Hörbuch an jeglicher Stelle beginnen lassen und man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Vieles, das lässt sich heraushören, war nicht einfach und doch hat sich Finzi seine offene, kindliche Perspektive bewahrt und erzählt überaus entzückend vom damaligen Leben. Die Familie ist jüdisch, geteilt in Kommunisten und Kapitalisten und dazwischen seine Bohemien-Eltern.
Und dass die „Gärten der Finzi Contini“ auch mit seiner weitverstreuten Familie zu tun haben, wird so en passant erwähnt. Die bulgarische Tourismuswerbung kann sich bedanken, nach diesem Buch möchte man wirklich gerne mal in dieses Balkanland fahren.
Samuel Finzi: Samuels Buch (Hörbuch Hamburg). Ein autobiografischer Roman. Gelesen vom Autor. Euro 18,-